Ein Reisepaß wohin?

Genau fünfzehn Tage nach meinem zwanzigsten Geburtstag trat eine abrupte Änderung in meinem Leben ein, als in einer Stadt in Frankreich an einer Straßenecke Reifen quietschten, Türen knallten und zwei mit Revolvern bewaffnete Männer aus einem Citroën der Kripo sprangen, mich zwischen sich nahmen und wegschleppten - in dreißig Sekunden war es vorbei. Nie wieder werde ich der normalen Menschheit angehören. Die Gestapo, die Verhöre unter den Flutlichtern; Nacht und Tag verflossen ineinander; die Schritte der SS im Gang beim Morgengrauen - heute die Hinrichtung? Morgen? Die eisigen Einzäunungen von Buchenwald; die Gleise in den makellos gekachelten Bädern - ist es für ein Bad? Oder die Dusche unter Gas? Dann dann Der Tod eines Menschen ist nicht schlimm. Aber der Tod der Menschheit? Der Tod eines Menschenkindes mit all seinen Träumen, seinen Hoffnungen, seinem Vertrauen in die Schönheit, in die Liebe, in die Unermeßlichkeit eines Lebens, das wie ein zu erobernder Schatz wäre, wie ein zu erforschender Kontinent, ein zu entdeckendes Geheimnis. Dann dann NICHTS. Der Tod ist etwas, aber das Nichts?

An diesem fünfzehnten November des dreißigtausendsten Jahrhunderts seit dem Erscheinen des Homo sapiens stand ich nackt, verwüstet, wie am Anfang der Zeiten oder an ihrem Ende. Ist der Mensch tot? - Es lebe der Mensch! Was bedeutet ein pochendes Herz ohne Wissenschaft, ohne Evangelien, ohne Bücher - ohne Land, ohne Gesetz? Alles ist tot, oder noch nicht geboren. Dieses Herz pocht, wie vor der Sintflut oder danach. Wie am Anfang der Welt blickt dieses Kind einer irdischen Spezies auf einen großen leeren Strand, von dem sich eine Möwe in die Luft schwingt.

Was bedeutet dieses Herz? - Ohne Wissenschaft, ohne Wissen, weil alles Wissen zusammenbrach oder noch nicht geboren wurde.

Ein Herz pocht mit der Hoffnung, dem Vertrauen, dem Werden. Es betrachtet die Welt wie ein großes spielerisches Abenteuer - was bleibt zu entdecken, wenn all die alten Werdegänge tot sind, wenn die gesamte menschliche Wissenschaft tot ist, wenn die Götter tot sind, oder noch nicht geboren wurden?

Es ist erschreckend. Es ist wunderbar.

Es gibt keine Hoffnung mehr - nur die große unbekannte Hoffnung.

Ich frage mich, ob dieses Menschenkind mit seinen zwanzig Jahren und fünfzehn Tagen, dieses nackte und leere Herz nicht der Vorbote für viele, viele andere Kinderherzen ist, die bald auf dem nackten Strand der Welt die Nichtigkeit ihrer Wissenschaft, ihrer Bomben, ihrer Maschinen, die erschreckende - und wunderbare - Nichtigkeit all dieser Götter des Westens oder des Ostens betrachten werden. Dann dann

Wir sind nicht am Ende einer Zivilisation.

Wir sind in der Zeit, wo der Mensch geboren wird.

Wir haben lange genug mit elektrischen Eisenbahnen, Penizillin und elektronischen Chromosomen gespielt. Und wenn jetzt die Zeit eines anderen Spiels wäre, einer anderen Entdeckung im reinen Pochen des Herzens eines unbekannten Menschen unter seinem abgetragenen Mantel?

Mit zweiundzwanzig, nachdem ich diese Hölle durchgestanden hatte, nahm ich das Leben, dieses falsche Luder, im Zorn auf den Schoß und sagte ihm: "Jetzt, unter uns zweien, wirst du mir dein Geheimnis verraten, ohne Ausreden - dein Geheimnis, nicht das der Bücher, der Maschinen, der Wissenschaft, nicht das des Westens oder des Ostens, keines Landes, sondern das des Landes der wahren Erde. Dein Geheimnis, das in meinem nackten Herzen pocht."

Ich versetzte Himmel und Erde. Ich versuchte alles. Oh, ich wollte, daß das Fleisch dieses verwüsteten Menschen und diese nichtige, verfluchte und wunderbare Erde ihr Geheimnis in den Himmel schreien. Ich durchlief die Kontinente; ich hörte das Phantom der Gonge in Theben und Luksor schlagen; ich verlor mich auf den roten Pisten von Afghanistan und grub gräco-buddhistische Büsten aus, aber das Lächeln war noch nicht auf meine Lippen gekommen; ich erklomm die Hänge des Himalajas, suchte in Adlernestern nach den Schätzen der Rajput-Prinzen; ich rauchte Opium, wie man sich ertränkt; ich meißelte alle Pforten dieses Körpers, aber das Geheimnis war noch immer nicht zugegen; ich tauchte in den Urwald in Guyana, lauschte in der Nacht den Schreien der Brüllaffen wie einem bestialischen Chor vom Weltanfang; ich durchquerte Brasilien, Afrika, immer auf der Suche nach der Gold- oder Glimmermine oder irgendeiner Mine, doch die eigentliche Mine in der Tiefe meiner Haut lieferte noch immer nicht ihr Geheimnis; ich kehrte zurück, um Indien zu konfrontieren, erkämpfte das Geheimnis der Yogis, meditierte mit ihnen, verlor mich mit ihnen auf den ätherischen Gipfeln, aber die Erde, diese Erde verriet noch immer nicht ihr Wunder; ich bettelte auf den Straßen, nutzte den Körper bis auf die Knochen ab, betete in den Tempeln, pochte an alle Tore, aber das einzige Tor, das endlich dieses Herz erfüllen würde, öffnete sich nicht.

Dann war ich wieder nackt. Gab es denn keine andere Hoffnung, als Elektronik, Bomben, falsche Weisheiten anzusammeln - oder wahre Weisheiten, die euch in den Himmel versetzen, aber die Erde auf ihren zwei Beinen verrotten lassen?

Inzwischen war ich dreißig.

Es war noch immer das dreißigtausendste Jahrhundert seit dem Erscheinen des Menschen. Was? All dies, diese Millionen Jahre, nur um mit Krawatte, Aktenkoffer in der Hand und Stempel im Paß umherzuspazieren? Ein Paß wohin? Ein Stempel für was? Wo war denn der Mensch als großes Abenteuer, als großes, zu entdeckendes Geheimnis, als unbekannter Schatz?

Ich wurde in Paris geboren. Ich hätte auch in Tokio oder New York geboren werden können - aber in die Welt geboren werden? Endlich zu etwas geboren werden, das nicht mehr mein Großvater, mein Urgroßvater und das Abitur wäre und Bücherstapel in toten Bibliotheken - die ewige kleine Geschichte, die sich endlos wiederholt auf Französisch, Englisch, Chinesisch -, als Mensch, der immer wieder stirbt, ohne gefunden zu haben, was sein Herz schlagen läßt oder warum der Aufflug einer Möwe auf einem kleinen Strand ihn plötzlich mit einem Atem erfüllt, als könne er fliegen?

Mein Paß sagt, ich kann nicht fliegen, außer in einer Boing 747.

Mein Herz sagt mir etwas anderes.

Das gesamte Herz der Erde beginnt etwas anderes zu sagen.

Eines Tages, als ich dreißig war, begegnete ich der Frau, die etwas anderes sagte. Sie war achtzig, sie war jung und lachte wie ein kleines Mädchen. Sie wurde "Mutter" genannt. Das war in Pondicherry, an der Küste des Golf von Bengalen.

Mutter ist das wunderbarste Abenteuer, das mir je begegnete. Sie ist das letzte Tor, das sich öffnet, wenn alle anderen sich vor dem Nichts verschlossen haben. Fünfzehn Jahre lang führte sie mich auf unbekannte Wege, die in die Zukunft des Menschen oder vielleicht zu seinem wirklichen Anfang führen. Mein Herz schlug, als wäre es zum ersten Mal auf der Welt. Mutter ist das Geheimnis der Erde. Nein, sie ist keine Heilige, keine Mystikerin, kein Yogin; sie gehört weder dem Osten noch dem Westen an; sie ist auch keine Wundertäterin, kein Guru, keine Religionsstifterin. Mutter ist die Entdeckerin des Geheimnisses des Menschen, wenn er seine Maschinen und Religionen, seine Spiritualitäten und Materialismen, seine östlichen und westlichen Ideologien verloren hat - wenn er einfach er selbst ist: ein pochendes Herz, das die Erde der Wahrheit ruft, einfach ein Körper, der die Wahrheit des Körpers ruft, wie der Schrei der Möwe den Raum und den weiten Wind ruft.

Ihr Geheimnis, ihre Entdeckung möchte ich hier zu beschreiben versuchen.

Denn Mutter ist ein Märchen in den Zellen des Körpers.

Was ist die Zelle des Menschen?

Ein anderes - biologisches - Konzentrationslager?

Oder ein Reisepaß wohin?

Einleitung

Wir stehen vor einem außerordentlichen Rätsel, das durchaus ein Märchen sein könnte.

Das Märchen unserer Spezies.

Wir fangen im Galapagos Archipel an, dort, wo Darwin ungefähr 1835 zum ersten Mal seine Evolutionstheorie formulierte: die Iguanas bleiben nicht für immer Iguanas ... und der Mensch nicht für immer Mensch. Seither wurde uns nichts Schwerwiegenderes mehr gesagt -- nichts Fesselnderes, oder besser: Befreienderes, denn es geht tatsächlich darum, der Gefangenschaft zu entkommen. Wenn wir ihr entkommen wollen, wo sollen wir anfangen, abgesehen von der Explosion des Planeten oder himmlischen, yogischen und anderen Erlösungen, bei denen wir deutlich erkennen, daß sie den Planeten unverändert lassen?

"Die Erlösung ist physisch", sagte jene, deren Abenteuer im Bewußtsein der Zellen ich berichten will. Die Evolution ist materialistisch, wie es sich gehört, oder jedenfalls materiell. Bleibt zu wissen, was diese Materie ist? Ist sie geschlossen oder offen? Darwin öffnete sie, zusammen mit seinem Zeitgenossen Jules Verne. Max Planck, Heisenberg, Einstein öffneten sie mit ihren Freunden den Impressionisten, Fauvisten oder Pointillisten -- die Materie zerstob auf allen Seiten. In dieser Richtung sind Sri Aurobindo und Mutter einzuordnen. Auch manche Astrophysiker. Warum sollte sich die Materie dann bei den Biologen verschließen?

Sri Aurobindo war zehn, als Darwin starb (1882); er hatte Indien bereits verlassen, um in London seine Lektion des westlichen Materialismus zu erhalten; Mutter, seine zukünftige Gefährtin, war vier Jahre alt in Paris, und Einstein in Ulm war drei.

Seit Darwin wurde uns auch sehr Ernsthaftes gesagt, aber wenn das "Ernste" einem Gefängnis zu gleichen beginnt, werden wir mißtrauisch, denn der ungeheure Ablauf der Evolution seit der explosionsartigen Vermehrung der Wirbeltiere vor vierhundert Millionen Jahren zersprengte der Reihe nach die verschiedenen Biologien samt einigen Philosophien der Krabbe, des Hasen und des Orang-Utans unterwegs. Wie das genau zerspringt, würde uns interessieren. 1953 entdeckte eine Gruppe anglo-amerikanischer Biophysiker den Mechanismus der Vervielfältigung des DNA-Moleküls. Dies ist wenigstens etwas Ernsthaftes. Die Reihenfolge der Aminosäuren bestimmt für immer, ob wir eine Maus oder ein Mensch werden, und ein bestimmtes magisches und vollkommen wissenschaftliches Molekül namens Desoxyribonukleinsäure oder DNA steuert diese Verkettung unerschütterlich von Vater zu Sohn, es sei denn, eine Röntgenstrahlung oder die Strahlung aus dem All (oder einer kleinen Bombe) bringt ein Element der Kette aus der Reihe ... was eher eine monströse Entstellung statt einer neuen Art ergeben würde -- und auch dann noch erstreckt sich all das über Tausende oder Millionen Jahre unmerklicher Mutationen, die zufällig eine Veränderung auslösen und uns letztlich in eine andere Spezies führen können ... wenn die Bombe uns so lange Zeit läßt und die fünf Milliarden Homo sapiens nicht inzwischen weitere Milliarden Sapiens-Ratten in die Welt setzen und die Erde verschlingen. Das muß auch im Auge behalten werden, denn schließlich dauerte es Jahrtausende bis zur ersten Milliarde Menschen -- das war 1830 --, während es nur hundert Jahre für die zweite Milliarde dauerte, dann dreißig für die dritte und nur noch vierzehn für die vierte Milliarde.

Das Problem wird dringend. Uns bleiben keine Jahrtausende der Evolution, um es zu lösen; vielleicht nicht einmal zehn Jahre. An welchem Ende kommt man dann hinaus, trotz der anglo-amerikanischen Gruppe und der Wiederholung der Zelle?

Gibt es eine Lösung in der Zelle und in der Materie, wenn diese Lösung nicht im Himmel und in den yogischen Befreiungen zu finden ist? Daß der Mensch nicht auf immer Mensch bleiben wird, nicht einmal ein "verbesserter" Mensch, steht außer Zweifel, genauso wenig, wie das Reptil in den austrocknenden Sümpfen des Erdmittelalters ein Reptil blieb -- wenn wir den "Schlüssel" nicht finden, wird die Evolution es für uns tun, trotz der Biologen. Vor siebzig Millionen Jahren verschwanden die Saurier plötzlich von der Erde, die unter ihnen erstickte, um die Mäuse und Äffchen frei umhertollen und spielen zu lassen.

[57.12.4:] Können wir hoffen, daß dieser Körper, unser gegenwärtiges Mittel der irdischen Manifestation, sich allmählich in etwas verwandeln kann, das ein höheres Leben ausdrückt, oder werden wir diese Form gänzlich aufgeben und eine andere annehmen müssen, die noch nicht auf der Erde existiert? fragte Mutter, jene, die in den Körperzellen nach dem "Schlüssel" für die Spezies suchte. Wird es ein stetiger Übergang sein oder das plötzliche Auftreten von etwas Neuem? ... Wird es der Spezies Mensch wie bestimmten anderen Arten ergehen, die von der Erde verschwanden?

Das war 1957.

Darwin wartete mehr als zwanzig Jahre, bevor er auszusprechen wagte, was er auf den Galapagosinseln gespürt hatte: Der Ursprung der Arten erschien 1859. Selbst dann sagte er noch: "Das ist ein wenig wie ein Mordgeständnis." Angesichts der Geschichte von Mutter bin ich ein wenig wie Darwin vor seinen Iguanas: "Sehen wir doch, ist das möglich?" Was wird der Biologe dazu sagen und der Mediziner und ... Dennoch besteht kein Zweifel. Neunzehn Jahre lang hörte ich Mutters Erfahrungen, die Sri Aurobindos fortsetzten, ohne genau zu verstehen, was sie bedeuteten -- dann verließ sie uns eines Tages 1973 im Alter von fünfundneunzig Jahren und hinterließ mich überwältigt mit einem Berg von Unterlagen, die zugleich voller Sinn und unverständlich waren. Sieben Jahre lang kämpfte ich mit diesen Unterlagen, stieß mit der Faust gegen die Mauer und rief Mutter von der anderen Seite dieses "idiotischen Todes", wie sie sagte, damit sie ihr Geheimnis freigebe -- obwohl es in den sechstausend Seiten ihrer Agenda völlig offen vor uns liegt, aber welchen Sinn ergibt die Erfahrung der Maus für den Dinosaurier? Dennoch ist es voller Sinn, hier, aber ein kleiner Auslöser fehlt, um alle Teile des Puzzles an ihren Platz zu stellen. Ich schrieb sogar drei Bände1, um den Faden zu erfassen, den Pfad in die unverständliche Zukunft des Menschen nachzuzeichnen. Oh, wie ich kämpfte! Manchmal versuchte ich sogar wie Conan Doyles Sherlock Holmes mit der Lupe des intellektuellen Verständnisses zu erfassen, was nicht mehr mental ist. Mutter ist ein packender, verzweifelter Kriminalroman in der Geschichte der nächsten Art -- wie entsteht eine nächste Art, woher kommt sie, bei welchem Zipfel fängt man an, mit welchem Mittel? Eines Tages war es dann offensichtlich -- aber nichts ist unsichtbarer als die Offensichtlichkeit, denn sie liegt so sehr vor unserer Nase, daß wir sie nicht sehen. Erkennen die Mäuse etwas im Menschen? Oder sogar ein Affe? -- Er muß glauben, daß wir nicht mehr so gut in den Bäumen klettern können, und dann? Immer wieder sah ich Mutters Geschichte an, und dann? Dann riß ich die Augen auf, ja, es ist ein wenig wie Darwins "Mordgeständnis", ich verstehe gut, was er damit sagen wollte. Das bedeutet eine solche Herausforderung für unsere Spezies und ihre Gesetze. Trotzdem ist es logisch, natürlich -- aber versuche doch jemand, der Spitzmaus in Borneo zu erklären, daß Homo sapiens natürlich und logisch ist!

Ich sehe nur einen Weg, den Leser in diesen Biologie-Krimi der nächsten Spezies zu führen, und zwar kurz und bündig, ohne Verzierungen oder Kommentare Mutters entscheidende Erfahrungen anzuführen, sie lediglich wie einen Laborbericht mit ihrem Datum zu versehen und zwischen diesen Erfahrungspunkten kurz die Linien anzudeuten, die dorthin führten und von da zum nächsten Erfahrungspunkt gehen, bis das Puzzle vollständig ist und die Folgerung unausweichlich wird.

Wir begeben uns in kein Mysterium, in keine Philosophie -- nicht einmal eine hinduistische --, in keine Wissenschaft, denn was bedeutet die Wissenschaft des Reptils für den Archeopteryx? Wir verfolgen die Erfahrungsfakten, auch wenn sie uns sonderbar erscheinen, und wie Darwin in den Galapagosinseln beginnen wir mit einer einfachen Tatsache, die kein Evolutionist verneinen wird, Mutters erstes Faktum:

[58.11.28:] Durch jede individuelle Form entwickelt sich die physische Substanz weiter. Eines Tages wird diese Substanz dann eine Brücke zwischen dem uns bekannten physischen Leben und dem kommenden supramentalen Leben bilden können.

Der Körper ist die Brücke.

Der Körper, das bedeutet Zellen.

Verhalten sich diese Zellen entsprechend dem anglo-amerikanischen Muster ... oder anders?

Unmerkliche Veränderungen, die sich über Jahrtausende erstrecken ... oder eine jähe Wandlung? "Das Wunder der Erde", sagte sie -- das Märchen der Spezies?

Aber ein vollkommen biologisches und irdisches Märchen.

[58.5.14:] Es scheint, man kann nur dann wirklich verstehen, wenn man mit dem Körper versteht.

[54.4.21:] Für den Körper bedeutet Wissen, tun zu können.

Aber Mutter ist die ungeheuerlichste Revolution, die der Mensch je vollbrachte, seit eines Tages in einer Lichtung in der Jungsteinzeit ein erster Hominid die Sterne und seine Schmerzen zu zählen begann.

I. Das neue Element

In der Geschichte der Spezies hat eine Wende stattgefunden, aber wahrscheinlich gingen ihr viele kleine sporadische, unmerkbare Durchbrüche voraus, die mit diesem oder jenem Namen versehen wurden, denn wer konnte verstehen, daß es der Durchbruch zur nächsten Art war? Erst wenn man Mensch geworden ist, kann man sagen: "Aha, so sieht also ein Mensch aus!" Und selbst dann sagt man es erst nach vielen weiteren Erfahrungen, die einen schließen lassen, daß wir tatsächlich keine halluzinierenden Affen sind und insbesondere keine verkommenen und dekadenten Primaten, denn das erste Anzeichen der neuen Art ist all das, was sie von der alten verliert: die Fähigkeiten des Menschen sind die Schwächen des Affen.

Dieser Durchbruch zu einem sonderbaren "anderen", von dem man noch nicht weiß, daß es der Zustand der nächsten Spezies ist, muß sich in mikroskopischen Schritten auf verschiedenen physiologischen Ebenen und über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg vollzogen haben, stets in der Unwissenheit, daß es "der nächste Zustand" war. Bevor der Koboldmaki in Borneo seine stereoskopische Sicht erlangte, Vorläufer der unseren, muß es in der Folge der Arten eine bestimmte Anzahl von seltsamen oder absurden "Visionen" gegeben haben, die dennoch die "Logik" und die "Mathematik" und Offensichtlichkeit dieses Fisches oder jener Fledermaus waren. Und was ist unsere retinale Sicht überhaupt erst? -- Ein schmales Band zwischen Ultraviolett und Infrarot, das binokular betrachtet wird. Weiter muß sich der evolutionäre Durchbruch, weil er bis zum entscheidenden Auftreten der neuen Spezies immer wieder in den alten Zustand zurückfällt, in der Sprache und entsprechend den Gewohnheiten des unwillkürlichen Experimentators ausdrücken, das heißt mit beträchtlichen Umkleidungen, die fast völlig entstellen, was sonst die reine Erfahrung des nächsten Zustands sein könnte. So fehlte es während der Jahrhunderte und Jahrtausende nie an "Mystikern", "Verrückten" und "Halluzinierenden" in allen Sprachen dieser Erde, und wir neigten dazu, jene gutzuheißen oder zu verherrlichen, die unseren Vorstellungen von Gut, Schön, Apokalypse oder Paradies am nächsten kamen -- aber welchen Wert hat das Gute der Fledermaus für das Goldhähnchen? Die Fledermaus fühlt sich etwas "überwältigt", das ist alles. Aber trotzdem war es "etwas", sei es auch nur das Paradies einer mystischen Fledermaus.

Für den Homo sapiens fand dieser Durchbruch also auf verschiedenen Ebenen seines Wesens statt, und weil er in einer mentalen Schale eingeschlossen ist -- so wie der Seeigel in seinem Kalkpanzer, der Stein in seiner Elektronenhülle oder der Affe in seiner Vitalkraft --, müssen die Durchbruchsversuche meistens auf der mentalen Ebene stattgefunden haben: man verliert das Bewußtsein auf dem Operationstisch, in mystischer Trance oder ganz einfach im Schlaf und tritt in eine andere Welt. Ein gewisses Abtreten des alten Systems scheint erforderlich zu sein, um den Zugang zum "Anderswo" zu ermöglichen, was ja auch logisch ist: man wird nicht mit Menschenstiefeln ins "Paradies" der nächsten Spezies oder mit einer Reptilhaut in die ersten Gleitflüge des Archeopteryx schreiten. Wir sagten bereits, daß gerade die Schwächen der alten Spezies die Tür für die neue öffnen -- aber eine Tür muß sich öffnen. Über die Jahrtausende öffneten wir folglich viele Türen in unseren Köpfen, oder seltener in unseren Herzen; wir begaben uns auch tiefer auf der physiologischen Skala und öffneten die Türen des Unterleibs, um verschiedenen Höllen und grausamen oder fanatischen Wesenheiten Einlaß zu gewähren: verschiedene Sorten entgleister Abarten, die noch heute die Erde reichlich bevölkern. Von den anderen, die in nirvanischen oder ekstatischen Höhenflügen den Raum ganz verließen und uns manchmal seltsame verklärte Ausrufe hinterließen, reden wir erst gar nicht. Auch die Dichtung ist eine "Übersetzung" dieses unbestimmbaren anderen Zustands, den unsere Spezies so gerne erfassen würde -- bei welchem Zipfel läßt sich der Anfang einer nächsten Spezies erfassen?

Weder auf mentaler noch auf psycho-kardialer, Bauch- oder Pelvisebene kann der Durchbruch zum anderen Zustand vollzogen werden -- der Übergang in "das", wie Mutter mangels anderem Vokabular sagte. Vor allem nicht auf der Mentalebene -- denn es läßt sich nicht dogmatisch und kategorisch behaupten, daß die Ausbrüche auf den anderen Ebenen nirgendwohin führten --, auf mentaler oder kardialer Ebene ist "das" nicht rein zu erreichen, ohne Übersetzung, in seiner Originalsprache. Die nächste Spezies findet im Körper statt. Das ist offensichtlich. Solange es nicht im Körper, auf der physiologischen Ebene der Zellen geschieht, bleibt es noch eine fremdsprachige Übersetzung durch die Schichten des Schlafes, der Ekstase oder Meditation, die uns alle möglichen kleine gebrochene Strahlen und mehr oder weniger fabelhafte oder romanhafte Geschichten liefert, die trotzdem Ausdruck von "etwas" sind, ähnlich dem, was ein Goldfisch durch die Glaswand seines Aquariums vom Menschen erhaschen kann. Ich weiß nicht, ob wir durch das Goldfischglas engelhaft oder teuflisch aussehen, aber wir sind jedenfalls "etwas, das geschieht".

Wenn wir sagen, der Durchbruch vollzieht sich auf "zellularer Ebene", überfällt uns sofort die Biologie mit ihrer unantastbaren Verkettung der Aminosäuren von Vater zu Sohn: unerschütterlich, abgesehen von irgendwelchen pathologischen Abweichungen. "Wie wollen Sie die Anordnung der Nukleotiden verändern, um eine neue Spezies hervorzubringen? ... Die was hätte: Flossen, Flügel, ein drittes Auge?" Irgendwann in der Evolution fiel es der Manganknolle sehr schwer, sich ein frech umherschlenderndes Geißeltierchen vorzustellen. Eine neue Spezies ist sehr unverschämt für die alte. Trotzdem muß es ein Kettenglied, eine Verbindung geben -- irgendeinen Zipfel, bei dem das anfängt. Unsere Schwierigkeit liegt nicht nur in mangelndem Vorstellungsvermögen der Zukunft, sondern vor allem in der Unfähigkeit, an etwas anderes zu denken als eine Verbesserung und Erweiterung des Gegenwärtigen: unser nächster Mensch bleibt noch ein Mensch plus diesem und plus jenem und minus diesem oder jenem. Ist das Strahlentierchen eine Erweiterung der Manganknolle? Ist der Mensch eine Erweiterung des Baumfarnes? Vielleicht wird es etwas völlig anderes sein. Was ist dann das Bindeglied mit dem "völlig anderen"? Keine Minute lang wissen wir, was die Brücke sein wird, weil wir nicht wissen, wo die andere Seite liegt. Dennoch geschieht es im Körper.

Anders ausgedrückt, bedeutet die nächste Spezies vielleicht ein anderes Reich, so verschieden von uns wie das genannte Baumfarn von der Waldspitzmaus. Nicht ein Mensch + ..., sondern ein anderes Wesen, eine andere Lebensform in der Materie, nach dem Mineral-, Pflanzen- und Tierreich, dem wir angehören. Trotzdem muß eine Verbindung bestehen, so wie der Virus ein Zwischenglied zwischen lebloser Materie und Leben darstellt -- was wird die Brücke zum "Über-Leben" sein, um einen von Mutters versuchsweisen Ausdrücken zu gebrauchen? Was wird dieses Leben sein? Zu erklären, eine Veränderung der Keimzellen ergäbe eine andere Spezies, bedeutet, weiterhin in den Verzweigungen der alten Spezies im Kreis zu laufen -- sie ist unfähig, ihr Tiermuster zu verlassen und sich eines vorzustellen, das weder tierisch noch mineralisch noch pflanzlich ist, aber trotzdem vollkommen materiell: die Spitzmäuse mögen den Manganknollen engelhaft und übernatürlich erscheinen, sie bleiben aber nichtsdestotrotz materiell und evolutionär. Eines Tages geschah es. Eines Tages wird etwas anderes als ein Menschen-Tier geschehen -- vielleicht geschieht es bereits. Vielleicht ist es mitten dabei zu geschehen.

Wenn nicht die Veränderung der Keimzellen, welche Veränderung bringt dann das Andere hervor? Irgendwo muß eine Veränderung stattfinden, irgendwo muß es ein neues Element geben. Was bedeutet die Veränderung des Farns im Vergleich zum Mineral oder die des Tieres im Vergleich zur Pflanze? Wir lassen uns von den äußeren Formen blenden -- aber was verändert sich wirklich von einem Reich zum nächsten, wenn nicht die Bewegung? Es gab den Übergang von der Reglosigkeit des Steins zum beschleunigten Wachstum der Pflanze, dann zur explosionsartigen Dynamik des Tieres: eine Veränderung der Bewegung. Hier werden die Physiker die Augen aufreißen und uns von elektromagnetischen Wellen oder vom Wirbel der Elektronen um den Atomkern erzählen. Einstein lehrte uns die Relativität: die Parameter eines physischen Ereignisses hängen unmittelbar von der Geschwindigkeit des Bezugssystems ab. Um es einfach auszudrücken: die Geschwindigkeit ist eine Frage der Entfernung, eine Entfernung ist eine Frage von sechs Beinen einer Ameise, zwei Flügeln einer Möwe, zwei Menschenbeinen oder sogar einem Düsentriebwerk -- stets ist es aber ein Tier, das sich mehr oder weniger schnell, mit mehr oder weniger ausgeklügelten Mechanismen fortbewegt, um zu erreichen, was "fern" oder "außerhalb" von ihm liegt. Der nächste "Mechanismus" oder das nächste "Organ" der kommenden Spezies könnte aber durchaus derart beschaffen sein, daß die Bewegung sich um noch eine Stufe beschleunigt, wenn man so sagen kann, so daß es kein "außerhalb" oder "fern" mehr gibt und daß die "Entfernung" des Geißeltierchens oder Düsentriebwerks ebenso hinfällig wird wie die Reglosigkeit des Steins für das lebende Wesen. Welcher Mechanismus oder welches "Organ" kann uns eine so schnelle Bewegung verleihen, daß sie augenblicklich die Grenzen der Galaxis erreicht, als gäbe es keine Entfernung, als geschehe alles innerhalb von uns, aber dennoch in einem Körper aus zellularer, irdischer Materie? Gibt es im Körper einen Mechanismus, der uns gestatten würde, innerhalb bestimmter Zellwände zu bleiben, die aus uns einen Menschen statt einer Spitzmaus machen, und gleichzeitig in New York, Borneo oder weiß der Teufel wo zu sein? Wäre uns diese "übernatürliche" Bewegung physiologisch gewährt -- geographisch gewährt, könnte man sagen --, dann wäre offensichtlich eine neue Spezies und ein neues Reich gefunden. Das "Natürliche" des Menschen mag wohl das Übernatürliche des Fisches sein, aber ohne Zweifel ändert sich das Natürliche von einer Art zur nächsten, und "das Übernatürliche ist ein noch nicht erreichtes Natürliches", wie Sri Aurobindo sagte.1

Bleibt zu wissen, wo im Körper diese sonderbare neue Funktionsweise läge, die unsere erlesenen Keimzellen nicht auflösen würde, sondern der Gesamtheit unserer Körperzellen eine neue Seinsart verliehe, vielleicht eine völlig neue Geographie, die aus anderen, nicht-binokularen Äuglein wahrgenommen wird. Was wird dann aus dem Düsentriebwerk und der gesamten verteufelten Mechanik vom Telefon bis zur Raumfähre? Offensichtlich ist das ein anderer Raum und eine andere Zeit -- ein anderes "Bezugssystem", ein anderer Determinismus --, vielleicht ist es ebenso verblüffend wie der Übergang von der ruhigen Starrheit des Minerals zum Krabbeln der Wirbeltiere. Und was wird dann aus dem Tod? Und was wird aus der Materie in diesem neuen "System" -- was ist die Materie, ihre Elektronen, ihre Zellen, ihre Galaxien, wenn sie mit einem anderen, nicht-binokularen Organ betrachtet wird, ohne Mikroskop oder Teleskop, die stets nur eine Vergrößerung derselben überholten Retinalsicht waren?

Biologie und Physik bestimmen die Gesetze eines gegebenen Milieus oder eines gegebenen menschlichen Goldfischglases, das sich bemüht, sich selbst oder durch die Wände des Glases zu sehen; wenn es aber in ein anderes Milieu geht, wie die Amphibien eines Tages in die weite Luft des Lebens kamen, dann fallen die alten Gesetze weg, und ein unvorhersehbares anderes "Leben" oder "Über-Leben" erscheint.

Bleibt das "Kettenglied" zu entdecken. Wenn es weder in den nirvanischen oder ekstatischen Pirouetten noch in den mentalen Windungen noch in den Träumen und im Schlaf dieser schmerzhaften Spezies zu finden ist -- die vielleicht für ein wahres Paradies auf der Erde in einem wahren Körper ohne Tod und ohne einengende Glaswände bestimmt war --, wo liegt es dann? Von einer Art zur nächsten, von einem Reich zum nächsten gelangten wir immer von einem engeren Gefängnis zu einem anderen nicht sehr geräumigen -- könnte das nächste Reich das des weiträumigen Menschen ganz ohne Gefängnis sein?

Anstatt in mystische oder poetische Höhen zu entschwinden, steigen wir mit Mutter in das Abenteuer des Bewußtseins der Zellen hinab, auf der Suche nach dem nächsten Milieu und dem Mechanismus in den Zellen, dem neuen Element, das die Tore unseres Gefängnisses aufstößt und uns in eine neue Erde versetzen wird, so wie eines Tages eine erste Amphibie auf dem sonnigen Strand einer neuen Welt landete.

[57.7.10:] Eine neue Welt wurde geboren. Das ist keine Verwandlung der alten, sondern die Geburt einer neuen Welt. Wir sind jetzt mitten in der Übergangszeit, wo die beiden sich noch überlappen, wo die alte noch fortdauert, allmächtig und das normale Bewußtsein völlig beherrschend, wo die neue sich aber einschleicht, noch sehr zaghaft, unbemerkt -- so unbemerkt, daß sich äußerlich nicht viel verändert (bis jetzt jedenfalls) und daß sie im Bewußtsein der meisten sogar völlig unerkennbar ist. Dennoch arbeitet sie und wächst.

[56.3.10:] Jedesmal wenn ein neues Element zu den möglichen Verbindungen hinzutritt, bewirkt das sozusagen ein "Aufreißen der Grenzen" ... Die moderne wissenschaftliche Erkenntnis ist offensichtlich einer der neuen Wirklichkeit entsprechenden Wahrnehmung sehr viel näher als zum Beispiel die Erkenntnisse des Steinzeitalters. Aber auch sie wird durch das Eindringen von etwas, das nicht Teil des erforschten Universums war, mit einem Mal vollkommen überholt, übertroffen und wahrscheinlich umgewälzt werden. Diese Veränderung, diese abrupte Transformation des universellen Elements wird gewiß ein Chaos in den Wahrnehmungen hervorrufen, aus dem ein neues Bewußtsein hervortreten wird.

Dieses "neue Element" ist das Mental der Zellen, das jetzt unsere menschliche Welt umwälzt, wie eines Tages unser denkendes Mental die Erde der Affen verwandelte.

II. Der andere Zustand

Eine erste Erfahrung ist immer sehr seltsam. Sie ist sogar etwas verrückt. Trotzdem muß es eines Tages einen Augenblick gegeben haben, wo zum ersten Mal auf diesem Planeten ein letztes altes Reptil zu einem ersten jungen Vogel wurde. Was für ein Gefühl ist das, wenn man plötzlich abhebt und es niemals, niemals zuvor einen Vogel in einem einigermaßen logischen und vernünftigen Himmel gab? Das ist überhaupt nicht natürlich, und mehr als ein alter Dinosaurier muß mit den Rückenstacheln gezuckt haben: "Das ist nicht möglich, das muß eine Halluzination sein." Von einer Halluzination zur nächsten wurden wir kleine Menschen mit Anzug und Aktentasche -- was jetzt, was kommt als nächstes?

Eines Tages im Januar 1962 betrat Mutter das Zimmer etwas blaß und stets bereit, sich über sich selbst lustig zu machen, als wäre die Ironie die einzige erträgliche Art, die neue Spezies in Angriff zu nehmen, ohne völlig vom Sockel der alten zu fallen. Mutter war vierundachtzig. Dann sagte sie mir mit ruhiger und belustigter Stimme:

[62.1.9:] Seltsam, dies sind sonderbare Angriffe, die überhaupt nicht von der Gesundheit abzuhängen scheinen. Es ist wie eine Dezentralisierung. Um einen Körper zu bilden, werden alle Zellen wie von einer zentripetalen Kraft zusammengehalten; aber jetzt ist es genau das Gegenteil! Als würde eine Zentrifugalkraft sie zerstreuen. Wenn es dann etwas zu viel wird, verlasse ich meinen Körper, mit dem äußerlichen, augenscheinlichen Ergebnis, daß ich in Ohnmacht falle -- ich tue es nicht wirklich, denn ich bleibe voll bewußt. Das alles bewirkt eine seltsame Desorganisation.

Eine neue Spezies bedeutet natürlich zuallererst die Desorganisation der alten.

... Letztes Mal war zufällig gerade jemand anwesend, so fiel ich nicht und tat mir nicht weh, aber diesmal war ich alleine im Badezimmer und ... offensichtlich verfolgte ich ein Bewußtseinsphänomen, wo ich mich auf die ganze Welt ausbreitete -- physisch ausbreitete, das ist das Seltsame! Es ist eine Empfindung der zellen. Ich folgte einer Ausbreitungsbewegung, die immer intensiver und schneller wurde, und dann lag ich plötzlich auf dem Boden.

Die Erfahrung entwickelt sich entsprechend einer bestimmten Kurve. Ich werde mich darauf beschränken, die Kurve wiederzugeben, bevor ich erkläre, wie Mutter dorthin kam, über welche Vorgänge und Wandlungen. Die Tatsache ist, daß Mutter einen bestimmten menschlichen Zustand verließ, um in einen anderen Zustand oder in ein anderes Milieu überzugehen, wie die Amphibie. Die Beschreibung des neuen Milieus führt uns zu einem besseren Verständnis des alten und der Trennwand zwischen den beiden Zuständen. Diese Trennwand ist unser Hauptproblem; offensichtlich liegt sie auf zellularer Ebene, denn dort liegt der Ausgangspunkt oder vielmehr die unzähligen Ausgangspunkte.

[62.5.15:] Nimm folgendes Beispiel: ich gehe auf und ab, um den Körper wieder daran zu gewöhnen (jemand begleitet mich). Dabei habe ich einen ziemlich sonderbaren Zustand bemerkt ... ich könnte es so ausdrücken: das, was mir die Illusion des Körpers gibt! Ich vertraue ihn der Person an, mit der ich gehe (das heißt, er steht nicht unter meiner Verantwortung: die andere Person kümmert sich darum, daß er nicht fällt und sich nicht stößt!), und das Bewußtsein ist wie grenzenlos, wie Wellen, aber keine einzelnen Wellen, sondern eine Wellen-bewegung; eine Bewegung materieller, körperlicher Wellen, könnte man sagen, weit wie die Erde, aber ... weder rund noch flach ... etwas sehr Unendliches in seiner Empfindung, das aber einer Wellenbewegung folgt. Diese Wellenbewegung ist die Bewegung des Lebens.

Hier landen wir mitten in der Physik der Materie! Tatsächlich stimmen alle physikalischen Theorien, die die Struktur unseres Universums und die Zusammensetzung der Materie zu beschreiben versuchen, in einem Punkt überein: die Wellenbewegung ist das Grundelement und die dynamische Basis der physischen Wirklichkeit. Sei es in elektromagnetischen Feldern, Schwerkraft oder atomarer Wechselwirkung, im Herzen des Atoms wie an den Grenzen des Universums, alles bewegt sich in einer Wellenbewegung: "Die Wellenbewegung ist die Bewegung des Lebens", sagte Mutter mit einschlägiger Direktheit. Und sie fährt fort.

... Das Bewußtsein (ich nehme an, das Bewußtsein des Körpers) schwebt darin wie in einem ewigen Frieden, es ist aber keine Weite -- das wäre das falsche Wort -- sondern eine Bewegung ohne Grenzen mit einem sehr harmonischen und sehr ruhigen Rhythmus, sehr weit, sehr ruhig. Diese Bewegung macht das Leben aus. Ich gehe in meinem Zimmer, und es ist das, was geht. Es ist sehr still, wie eine Wellenbewegung ohne Anfang oder Ende, mit einer Verdichtung in dieser Richtung (Geste von oben nach unten) und einer in der Richtung (horizontale Geste), eine Bewegung der Ausbreitung (Geste wie das Wogen eines Ozeans). Es ist also wie eine Bewegung der Sammlung, der Konzentration, gefolgt von einer Ausweitung und Verbreitung.

Dies erinnert sofort an das elektromagnetische Feld mit seinen beiden senkrecht zueinanderstehenden Komponenten, dem elektrischen und dem magnetischen Feld, die sich entlang einer unendlichen sinusförmigen Welle bewegen. Die Bewegung der Sammlung, dann der Ausbreitung -- genau die Beschreibung der Fortpflanzung einer Wellenfolge im Raum. Hier stoßen wir sofort auf ein ungeheures Rätsel: wie kann ein Körper physisch, zellular, diese Welle sein, die die Welten bildet und in ihrer unendlichen Bewegung fortträgt und die Existenz der Atome und Galaxien beherrscht? Wie kann man eine unendliche und allgegenwärtige elektromagnetische Welle sein, und gleichzeitig innerhalb der engen Grenzen eines menschlichen Körpers bleiben? ... der immerhin anfangs mangels Gewohnheit ein wenig in Ohnmacht fällt. Es ist also ein Körper auf dem Maßstab des Universums.

Die Erfahrung setzte sich noch elf Jahre fort, mit allmählich zunehmender Genauigkeit und einer langsamen "Anpassung", aber auch einer Terminologie, die uns lange im Dunklen tappen ließ, denn mal benutzte Mutter das eine Wort, mal ein anderes, was verschiedene Phänomene und vor allem verschiedene Welten nahelegte, während es doch die ganze Zeit dieselbe Kurve in einer selben materiellen Welt war -- aber versuche einmal jemand, einer Kaulquappe, die nur die Wände ihres Goldfischglases mißt, die Materie aus Sicht des Vogels zu beschreiben! Das würde ihr überhaupt nicht wie echte und solide Materie erscheinen, es wäre sogar etwas übernatürlich; und welche "Worte" könnte Mutter benutzen, um zu beschreiben, was noch keine Worte kennt -- "elektromagnetische Welle", sagt man hinterher. In der Zwischenzeit ist es "etwas, das geschieht".

Ihr erster Schrei, als sie aus der vollständigen Erfahrung kam, die drei Monate später im April 1962 stattfand, gibt uns zu denken:

[62.4.13:] Der Tod ist eine Illusion, Krankheit ist eine Illusion, Unwissen ist eine Illusion! Dinge ohne Wirklichkeit, ohne Existenz ... Nur die Liebe und die Liebe und die Liebe -- unermeßlich, ungeheuer, herrlich, alles mit sich tragend. Es ist vollbracht.

Der Übergang zur nächsten Spezies ist vollbracht. Wenn ein erster Vogel unter den Reptilien geflogen ist, werden unausweichlich andere fliegen. Die bedeutende Tatsache ist, daß Tod und Krankheit in diesem anderen Zustand materiell verschwinden, denn es ist eine Erfahrung des Körpers und der Zellen, keine mystische Erfahrung auf den Gipfeln des Nirvanas. Dies ist keine "Illusion der Welt", wie die Mystiker sie predigten, sondern die Illusion unserer eigenen physischen Wahrnehmung der Welt und der daraus folgenden Lüge: Krankheit und Tod. Ändert sich die zellulare Wahrnehmung, so ändern sich Krankheit und Tod: sie verschwinden in etwas anderem, das Mutter allmählich entdeckte.

Die Erfahrung geht weiter:

[62.1.12:] Ständig werde ich mit diesem Problem konfrontiert -- es ist ein durchaus konkretes, materielles Problem, wenn man es mit den Zellen zu tun hat: sie müssen Zellen bleiben, ohne sich in einer nicht-physischen Wirklichkeit aufzulösen, sollen aber gleichzeitig diese Geschmeidigkeit und keine Starrheit haben, damit sie sich unendlich ausweiten können. Für den Körper ist das sehr schwierig -- sehr schwierig, daß er sozusagen nicht sein Sammlungszentrum verliert und sich in der umgebenden Materie auflöst.

[61.2.25:] Dieser Körper ist überhaupt nicht mehr wie man es gewohnt ist: er ist kaum noch mehr als eine Konzentration, eine Ballung von etwas; er ist kein Körper in einer Haut mehr -- überhaupt nicht mehr. Er ist wie eine Sammlung, eine Konzentration von Schwingungen. Sogar das, was man gewöhnlich als "Krankheit" bezeichnet, sogar die Funktionsstörungen haben für diesen Körper nicht mehr dieselbe Bedeutung wie zum Beispiel für die Ärzte und die normalen Menschen -- es ist nicht so, er empfindet das nicht so. Er empfindet das als eine Art Anpassungsschwierigkeit an neue Schwingungsnotwendigkeiten.

[62.5.18:] Die einzige Empfindung, die in der alten Art verblieb, ist der physische Schmerz. Ich halte das für die symbolischen Punkte der Überreste alten Bewußtseins. Der Schmerz. Nur den Schmerz empfinde ich so wie vorher. Nahrung, Geschmack, Geruchssinn, Sicht, Gehör -- all das hat sich völlig geändert. Es folgt einem anderen Rhythmus. Die gesamte Funktionsweise der Organe ... haben sich die Organe verändert? Oder ist es die Funktionsweise? Ich weiß es nicht. Es folgt jedenfalls einem anderen Gesetz. Das einzige, was materiell, konkret in dieser Welt bleibt -- in dieser Welt der Illusion --, ist der Schmerz. Das scheint mir der eigentliche Kern der Lüge zu sein. Es ist mir sogar verboten, mein Wissen, meine Macht und Kraft einzusetzen, um den Schmerz auf diese Weise aufzulösen, wie ich es früher tat -- ich konnte das sehr gut. Das wurde mir jetzt gänzlich verboten. Aber ich erkenne, daß etwas anderes beabsichtigt wird, etwas entsteht. Das ist noch ... man kann es nicht Wunder nennen, weil es kein Wunder ist, aber es ist das Staunen, das Unbekannte. Wann wird es kommen? Wie wird es kommen? Ich weiß es nicht.

Tatsächlich ging es nicht mehr darum, durch höhere, yogische oder andere "Kräfte" den Schmerz aufzulösen oder den Tod aufzuhalten, sondern Schmerz und Tod durch die natürliche Kraft der Zellen selbst zu verwandeln. Darin besteht das ganze "Yoga der Zellen". Die nächste Spezies wird nicht durch neue magische Organe oder phantastische Kräfte entstehen, sondern ihre zellularen Abläufe und Wahrnehmungen bewirken eine radikale und natürliche Veränderung des sterblichen Körpers, mit dem wir vorübergehend ausgestattet sind.

[61.5.31:] Ich unterscheide jetzt ständig zwischen dem Leben in geraden Linien und scharfen Winkeln und dem Leben in Schwingungen. Im einen Leben ist alles schneidend, hart, kantig, und man stößt sich überall, und dann gibt es das Leben in Schwingungen, sanft, reizvoll, aber nicht allzu fest. Seltsam, es ist ein völlig anderes Leben. Sogar guter Wille ist aggressiv, sogar Zuneigungen, Zärtlichkeit, Anhänglichkeit -- all das ist überaus aggressiv, wie Rutenschläge. Aber "das" ... ist wie eine Kadenz, eine Wellenbewegung von solcher Fülle und Macht! Ungeheuer. Es stört nichts, verdrängt nichts, stößt nichts. Und in seiner so weichen Wellenbewegung trägt es das Universum.

Wäre dies Einsteins "einheitliches Feld"?

[68.2.3:] Auf der praktischen Seite, sobald aus irgendeinem Grund irgendwo eine Störung auftritt (ein Schmerz oder eine Funktionsstörung): mit "dem" verschwindet die Störung fast augenblicklich, und wenn ich geduldig in diesem Zustand verbleibe, verschwindet auch die erinnerung an die Störung. Auf diese Weise können Störungen, die zur Gewohnheit wurden, nach und nach verschwinden.

[68.10.16:] Es ist seltsam, das Bewußtsein ist zunehmend intensiv und verbreitet geworden, und der Körper ist wie etwas, das in diesem Bewußtsein schwebt, aber nicht aktiv ist. Ich kann das nicht erklären. Es ist wie ein Ozean von Licht, der seine Arbeit fortsetzt, und innerhalb dieses Ozeans treibt etwas ... Er ist von einem tiefen Ultramarinblau -- kennst du diese Farbe? ...

[68.2.3:] Aber der Körper wird sich dem erst hingeben können, wenn er bereit ist. Darin besteht die Vorbereitung. Die Bewegung richtet sich darauf, völlig damit zu verschmelzen, was als Ergebnis eine vollständige Auflösung des Egos hat, das heißt ein unbekannter Zustand, man könnte sagen "noch nicht physisch verwirklicht", denn all jene, die das Nirvana suchten, gaben dabei ihren Körper auf, während unsere Arbeit darin besteht, daß der Körper, die physische Substanz sich schmelzen lassen kann. Das wollen wir versuchen. Wie kann die äußere Form ohne Ego beibehalten werden? Das ist ein Problem. So vollzieht sich die Arbeit in kleinen Schritten. Deshalb dauert es so lange: jedes einzelne Teil wird aufgenommen und verwandelt. Das Erstaunliche (für das normale Bewußtsein ist es ein Wunder) besteht darin, die Form zu behalten, aber gleichzeitig das Ego völlig aufzugeben. Für das Vital und das Mental ist das leicht zu verstehen, aber hier, im Körper: wie verhindern, daß er sich durch diese Bewegung der Verschmelzung auflöst? ... Genau das ist die Erfahrung. Das ist der so interessante Verlauf, der jetzt stattfindet. In manchen Augenblicken entsteht der Eindruck, daß sich alles auflöst, auseinanderfällt -- ich bemerkte deutlich, daß das physische Bewußtsein anfangs nicht genügend erleuchtet war und den Eindruck hatte: "Oh, das muß die Ankündigung des Todes sein!" Danach kam allmählich das Wissen, daß es keineswegs das war, sondern nur die innere Vorbereitung. Jetzt erkenne ich im Gegenteil sehr deutlich, daß die Verwirklichung dieser so besonderen Plastizität, dieser außerordentlichen Flexibilität, offensichtlich die Notwendigkeit des Todes abschaffen würde. Jedesmal wenn die Befolgung oder die Herrschaft der gewöhnlichen Gesetze im einen oder anderen Punkt durch die neue Obrigkeit [des anderen Zustandes] ersetzt wird, ergibt das einen Übergangszustand mit allen Anzeichen einer grundlegenden Störung und einer großen Gefahr. Solange der Körper in seiner Unwissenheit ist, wird er von Panik ergriffen und glaubt an eine schwere Krankheit. Ursprünglich ist es das aber nicht: es ist der Rückzug der gewohnten Naturgesetze und das Einsetzen eines anderen. Da gibt es einen Augenblick, wo es weder das eine noch das andere ist, und dieser Punkt ist kritisch.

[69.4.16:] Gleichzeitig ist der Körper seltsam gebrechlich, das ist das sonderbare. Man hat den Eindruck, er habe alle gewohnten Gesetze hinter sich gelassen und ... ist in der Schwebe. Etwas, das sich zu festigen sucht. Gleichzeitig ist er äußerst empfindlich gegen alles, was von außen kommt. Beides zugleich: äußerst empfindlich gegen das, was von den anderen kommt, und gleichzeitig eine außerordentliche Macht, in sie einzudringen und in ihnen zu wirken. Es ist als wären alle Grenzen ... aufgehoben.

[62.5.27:] Dieser Zustand ist sehr unpersönlich, die ganze gewohnte Art, auf die äußeren, umgebenden Dinge zu reagieren, ist völlig verschwunden. Aber sie wird durch nichts ersetzt. Es ist ... eine Wellenbewegung. Das ist alles. Wann wird es sich in etwas anderes verwandeln? Ich weiß es nicht. Und man kann es überhaupt nicht versuchen! Man kann keine Anstrengung unternehmen, man kann nicht suchen, denn sonst tritt augenblicklich die intellektuelle Tätigkeit ins Spiel, die nichts mit "dem" zu tun hat. So komme ich zu dem Schluß, daß es etwas ist, das man werden, sein, leben muß -- aber wie? Auf welche Art? Ich habe keine Ahnung.

Wie kann der Fisch versuchen, anderes als ein Fisch zu sein? -- Mit seinen Fischansichten würde er nur Fischanstrengungen bewirken.

[62.6.6:] Für die normale Sicht könnte man es äußerlich, oberflächlich als eine drastische Verschlechterung bezeichnen; aber der Körper spürt das überhaupt nicht! Er fühlt, daß diese Bewegung oder jene Anstrengung, diese Geste oder jene Handlung der Welt der Unwissenheit angehört, daß es nicht auf die wahre Weise getan wird, nicht die wahre Bewegung ist. Er hat das Gefühl, daß der sanfte, kantenlose, fließende Zustand, den ich beschrieb, sich in einer bestimmten Weise entwickeln muß und körperliche Wirkungen zeigen wird, die die wahre Handlung ermöglichen. Diese Weise muß gefunden werden. Nicht mit dem Kopf "finden": diese Weise ist irgendwo im entstehen. Das geht so weit, daß ich bei der Rückkehr von dem anderen Zustand den Eindruck habe, daß mein Körper von Raspeln und Holzstücken umgeben ist, während er bequem auf Federkissen gebettet ist!

In diesem zerborstenen Raum verwandelt sich auch die Zeit. Eines morgens sagte Mutter mir lachend:

[62.7.14:] Eines Tages werden wir sagen: "Erinnerst du dich, in dem und dem Jahr glaubten wir, etwas zu vollbringen! ..." Stell dir vor, plötzlich war ich so in die Zukunft versetzt: "Erinnerst du dich, dort (seltsam, es liegt immer zur Linken, warum wohl?), dort glaubten wir etwas zu leisten, glaubten etwas zu wissen! ..." Lustig. Ja, im gewöhnlichen Bewußtsein gibt es eine Art Achse, und alles dreht sich um die Achse. Eine irgendwo verankerte Achse, um die sich alles dreht -- das ist das gewöhnliche individuelle Bewußtsein. Wenn sich das verlagert, sind sie verloren. Es ist wie eine große Achse (mehr oder weniger groß, sie kann auch sehr klein sein), die mitten in der Zeit steht, und alles dreht sich darum. Es reicht mehr oder weniger weit, ist mehr oder weniger hoch, mehr oder weniger stark, aber alles dreht sich um die Achse. Doch für mich gibt es jetzt keine Achse mehr. Ich betrachtete das gerade. Keine Achse mehr, weg, verschwunden! Es kann hierhin gehen, dorthin (Geste in die verschiedenen Himmelsrichtungen), es kann vorwärts gehen, rückwärts, überall hin -- es gibt keine Achse mehr, es dreht sich nicht mehr um die Achse. Interessant. Keine Achse mehr!

Aber plötzlich konkretisierte sich die "Wellenbewegung" und offenbarte ihre wirkliche Beschaffenheit als Basis und Substanz der gesamten physischen Wirklichkeit:

[63.8.10:] Etwas Neues muß in das Bewußtsein der Zellgruppen getreten sein ... etwas, eine neue Erfahrung muß dort begonnen haben. Das Ergebnis: letzte Nacht hatte ich eine Reihe phantastischer Erfahrungen -- in den Zellen --, die ich noch nicht einmal beschreiben kann und die den Anfang einer neuen Verwirklichung bedeuten müssen ... Als die Erfahrung anfing, betrachtete ein Teil das (du weißt, etwas in einem betrachtet die Dinge immer mit einiger Ironie und Belustigung) und sagte: "Also wenn das jemand anderem zustieße, würde er sich für schwer krank oder halb verrückt halten!" So blieb ich ruhig und sagte: "Gut, man muß es geschehen lassen; ich werde zusehen -- ich werde schon sehen ..." Unbeschreiblich! Unbeschreiblich (die Erfahrung müßte sich mehrmals wiederholen, damit ich sie verstehen kann), phantastisch! Es begann um halb neun und dauerte bis halb drei am nächsten Morgen, das heißt ich verlor keine einzige Sekunde lang das Bewußtsein, die ganze Zeit beobachtete ich die phantastischsten Dinge. Ich weiß nicht, wohin das führen wird ... Es ist unbeschreiblich. Man wird ein Wald, ein Fluß, ein Berg, ein Haus -- und das sind die Empfindungen des körpers, die ganz und gar konkreten Wahrnehmungen des Körpers. Und noch vieles anderes mehr. Unbeschreiblich.

(Frage:) Eine Art Allgegenwart der Zellen?

Ja. Eine Einheit -- das Gefühl der Einheit ... Es ist offensichtlich: wenn das etwas Natürliches, Spontanes und Beständiges wird, dann kann der Tod nicht mehr existieren, sogar im Körper ... Da ist etwas, das ich spüre, ohne es schon ausdrücken oder mental verstehen zu können. Sogar im Verhalten der Zellen muß ein Unterschied bestehen, wenn man seinen Körper verläßt. Etwas anderes muß stattfinden.

Wenn das Bewußtsein der Zellen nicht mehr im Netz eines Körpers gefangen und eingesperrt ist, was geschieht dann, wenn dieser Punkt der Materie zerstreut wird, der sich in vollkommener Kontinuität mit der Gesamtheit des irdischen Körpers befindet?

[63.7.6:] Seltsam ... die Sicht ist völlig anders als die physische Sicht: man sieht gleichzeitig Tausende Kilometer in der Ferne und ganz nahe.

[72.8.26:] (Frage:) Aber was siehst du?

Ich würde fast sagen: nichts! Nichts -- ich "sehe" nichts. Es gibt nicht mehr "etwas, das sieht", sondern ich bin zahllose Dinge. Ich lebe zahllose Dinge. Da ist es ... (lachend) es ist so vieles, vieles, daß es nichts mehr ist!

[62.7.14:] Spürst du nicht etwas wie eine reine Super-Elektrizität? ... Wenn man es berührt, erkennt man, daß es überall ist, man merkt es nur nicht.

Vielleicht das "Plasma", dessen seltsame Eigenschaften die Physiker noch nicht recht verstehen?

Derart ist in Stichworten zusammengefaßt der "andere Zustand". Jetzt gilt es, seine physiologischen und funktionalen Konsequenzen zu begreifen -- die "andere Art" -- und den Mechanismus des Übergangs: Was bildet das Hindernis und wie kann es überwunden werden. Sofort wird offensichtlich, daß hier nicht mehr von Philosophie oder Religion die Rede sein kann -- sie sind aufgeplatzt. Jahrhundertelang erzählte man uns von "Spiritualisten" und "Materialisten", aber um welche Materie geht es, um welchen Geist?

Was bedeutet der "Geist" des Fisches für die Amphibie? -- Für ihn geht es um eine andere Art zu atmen. Die Lungenatmung wird zur Religion und zur Philosophie.

Daß Philosophie und Religion aufgeplatzt sind, ist eher beruhigend: so stiften sie keine Verwirrung mehr.

Aber die Wissenschaft auch!

Was bedeutet die Physik oder sogar die Astrophysik der Fische für eine Spezies in einem völlig anderen Milieu?

Alle unsere "Gesetze" eines kleinen Goldfischglases waren nur im Maßstab unserer Machtlosigkeit; sie bestanden aus einem bestimmten Blick, sei er auch elektronisch, durch die Glaswände. Was ist, wenn das Goldfischglas aufbricht? Wenn es kein "durch" mehr gibt?

Darwin sprach mit Recht von "Mordgeständnis".

Dennoch nannte Mutter diesen anderen Zustand auch "den göttlichen Zustand" oder "die Liebe" oder manchmal noch "der allmächtige Zustand", und "das" und ... Und "das Supramental".

III. Das nächste Reich

Was nützt es aber, könnte man sich fragen, ein Wald oder ein Fluß zu werden, wenn wir in unserem alltäglichen Leben weiterhin stolpernd und tastend nach der richtigen Handlung, dem genauen Gedanken, der richtigen Erkenntnis, der wahren Eingebung suchen? Unser menschliches Leben ist von Fehlern bedrängt. Unsere hervorstechende Eigenschaft unter allen anderen Arten ist nicht so sehr, Moleküle auseinanderzunehmen, Radaranlagen zu erfinden und den Weltraum zu erkunden, sondern uns zu irren. Das Tier täuscht sich nicht, es weiß augenblicklich. Unser gesamtes wissenschaftliches Arsenal ist tatsächlich ein gigantisches Kartenhaus, um zu versuchen, den Mangel eines unscheinbaren direkten, einfachen Wissens wettzumachen und uns mit tausend Armen und Antennen zu versehen, um die direkte Handlung zu ersetzen. Wir sind gänzlich machtlos inmitten einer Maschine, die wir an unserer statt allmächtig machen wollten. Hat die Maschine eine Panne, werden wir Unter-Tiere.

[63.11.20:] Etwas, das nicht einmal so harmonisch ist wie die Bäume oder wie eine Blume, das nicht einmal so ruhig ist wie der Stein, das nicht einmal so stark ist wie das Tier -- ein wahrer Rückfall. Das ist wirklich die Minderwertigkeit des Menschen.

[61.9.16:] Sri Aurobindo sagte wiederholt: "Sei einfach ... sei einfach", und als er diese Worte aussprach, öffnete sich gleichsam ein lichtvoller Weg, so einfach: "Oh, aber man braucht nur einen Fuß vor den anderen zu setzen!" Seltsam, als stammten alle Komplikationen von dort (Mutter berührt ihre Schläfen), dort war es sehr kompliziert und schwierig einzustellen, aber als er dann sagte: "Sei einfach", kam eine Art Licht von den Augen, als stieße man plötzlich auf einen Garten von Licht. Wenn ich ihn höre oder sehe, ist es wie plätscherndes goldenes Licht, wie ein duftender Garten -- absolut alles steht offen. "Sei einfach." Ich weiß, was er damit sagen will: nicht dieses Denken eindringen lassen, das Regeln aufstellen, organisieren, befehlen, urteilen will -- damit will er nichts zu tun haben. Was er einfach nennt, ist eine freudige Spontaneität: in der Handlung, im Ausdruck, in der Bewegung, im Leben. In der Evolution diesen Zustand wiederfinden, den er göttlich nannte und der ein spontaner und glücklicher Zustand war.

Die neue Funktionsweise

Wir haben etwas sehr Einfaches mit den Tieren gemeinsam: die Zellen. Auch wenn unsere Aminosäuren Menschenproteine bilden statt Mausproteine, ist die Funktionsweise dieselbe. Was abweicht, ist dieser mentale Auswuchs, der möglicherweise letztlich nur ein vorübergehender Auswuchs ist, um uns bewußt und individuell die Macht wiederfinden zu lassen, die unbewußt und kollektiv im Herzen der Tierzelle liegt. Wir hielten das Mittel für den Zweck, etwa wie eine Krabbe, die ihre Zangen für das höchste Instrument der Erkenntnis hielte. Wenn aber eine Evolution stattfindet und es ein Geheimnis der Evolution gibt, wenn die Millionen Arten, die seit dem ersten Virus auf dem Gesicht dieser Erde ausgesät wurden, einen Sinn haben -- und wir müssen wohl eingestehen, daß es eine Weiterentwicklung gibt, was die Kenntnis der Umgebung oder der aufeinanderfolgenden Umgebungen, die Macht über die Umgebung und vielleicht die Freude der Umgebung angeht, die unserer Art besonders fehlt --, dann müssen wir annehmen, daß dieser Sinn und diese Macht und dieses Wissen und vor allem diese Freude, sofern sie nicht vom Himmel gefallen sind, genau im Herzen der Ursubstanz der Materie verborgen sein müssen: im Atom und in den Zellen. Nur das "Involvierte" kann evolvieren, sagt Sri Aurobindo: der Keim oder das Atom enthält bereits seine Frucht. Unser ganzer evolutionärer Weg über verschiedene Zangen, Antennen, Fühler oder Gehirnlappen hat nur den einen Zweck, das wiederzufinden, was hier ist und nur vorübergehend von unserem Hauptinstrument der Erkundung unserer äußeren Umgebung verdeckt wurde. Die Macht des Atoms erforschen wir indirekt mit unseren Zangen und Zyklotronen, aber die Macht der Zelle und das Wissen der Zelle kennen wir nicht, weil sie sich nicht mit äußeren Mitteln handhaben läßt: sie muß gelebt werden. Unseren Körper erleben wir von allen Dingen am wenigsten: der Kopf beansprucht den ganzen Platz, mit einigen mehr oder weniger glücklichen Leidenschaften.

Wenn es aber eine Evolution gibt, dann muß sie doch in der Materie, in unserer Materie stattfinden!

[60.5.6:] Manchmal hat man den Eindruck, daß es ein außerordentliches Geheimnis zu entdecken gibt und daß man beinahe den Finger darauflegen kann, "das" erfassen kann, wissen wird ... Manchmal sieht man das Geheimnis für eine Sekunde, eine Öffnung bildet sich, und dann verschließt es sich wieder. Dann enthüllen sich die Dinge erneut sekundenlang, und man weiß wieder ein bißchen mehr. Gestern war das Geheimnis hier, völlig klar, weit offen. Ich sah dieses Geheimnis, ich sah, daß in der irdischen Materie, auf der Erde, der Höchste vollkommen wird ...

Welcher "Höchste"? Am "höchsten" ist das vollkommene Leben, das vollkommene Wissen, die vollkommene Kraft, die vollkommene Freude -- die vollkommene Evolution.

... Ich sah dieses Geheimnis -- das um so deutlicher erkennbar wird, je mehr sich das Supramental [der andere Zustand] präzisiert --, und ich sah es im äußeren alltäglichen Leben, im physischen Leben, genau das, was die Spiritualisten zurückweisen: eine Präzision, eine Genauigkeit bis ins Atom.

Dieses ungenaue, stolpernde, indirekte Leben -- das schmerzvoll ist, weil es nie weiß und nie die Macht dessen hat, was es sieht --, könnte seine mächtige Genauigkeit, sein fähiges Wissen, seine wirksame Sicht innerhalb eines einheitlichen irdischen Körpers entdecken, der den millionsten Teil seines jeden Atoms und jeder genauen Sekunde kennt, in New York wie in Hongkong wie in jedem Winkel seines Zimmers und in den Tausenden lebenden, fliegenden, laufenden und krabbelnden oder in Elektronenhüllen wirbelnden Wesen, weil dieser Körper seine eigenen Atome und Zellen ist, egal wo im irdischen Universum und zu jeder Sekunde.

Derart ist die "neue Materie" beschaffen, die in Mutters Körper entstand -- und durch einen Körper vielleicht im Körper der gesamten Erde.

Hier seien nur einige Anhaltspunkte angeführt:

[67.3.2:] Der Körper ist wie transparent geworden, beinahe inexistent. Ich kann es schwer beschreiben ... er bildet kein Hindernis für die Schwingungen: alle Schwingungen gehen hindurch. Der Körper selber spürt kaum noch seine Grenzen. Das ist sehr neu. Ich sehe, daß es sehr allmählich eingetreten ist, aber es ist neu und deshalb schwer zu beschreiben. Der Körper selber fühlt sich nicht mehr begrenzt: er fühlt sich ausgebreitet in allem, was er tut, was ihn umgibt, in allen Dingen, den Menschen, den Bewegungen, den Empfindungen, in allem ... so ist er ausgebreitet. Das ist sehr lustig geworden, und es ist wirklich neu. Man muß etwas achtsam sein, um sich nicht zu stoßen, um die Dinge festzuhalten: die Gesten sind etwas verschwommen geworden. Das ist sehr interessant. Dies muß eine Übergangszeit sein, bis sich das wahre Bewußtsein einstellt, dann wird eine völlig neue Funktionsweise die vorherige ersetzen -- von einer unvorstellbaren Genauigkeit und einer sehr anderen Rangordnung. Zum Beispiel ist für viele Dinge die Sicht deutlicher mit geschlossenen Augen als mit offenen. Aber jetzt sehe ich, daß es schwer ist durchzuhalten. Es ist schwer. Es gibt Augenblicke der Bedrängnis ... In einem normalen Bewußtsein drückt sich das durch physische Schmerzen aus, die schwer zu ertragen sind. Aber das Ergebnis ist, daß sogar das Bewußtsein des Körpers sich geändert hat: in ihm ist nichts mehr, er ist zu etwas geworden, das für alles durchlässig ist.

[71.6.5:] Wenn der Körper "das" [den anderen Zustand] verläßt, hat er das Gefühl, sich in der nächsten Minute aufzulösen, weil ihn nur noch das zusammenhält. Lange hat man den Eindruck, wenn das Ego verschwände, würde auch das Wesen und die Form verschwinden, aber das ist nicht wahr! Die Schwierigkeit besteht darin, daß die gewöhnlichen Gesetze des Lebens nicht mehr zutreffen. Da ist die ganze alte Gewohnheit, und man muß das Neue lernen. Es ist als müßten die Zellen -- die Organisation, die aus uns die sogenannte menschliche Form macht, die all das zusammenhält --, als müsse all das lernen, daß es ohne das Gefühl der getrennten Individualität bestehen kann. Seit Millionen Jahren ist es gewohnt, nur durch das Ego getrennt fortzubestehen, aber ohne Ego geht es unter einem anderen Gesetz weiter, das der Körper noch nicht kennt, aber ... Für ihn ist es unverständlich. Das ist kein Wille, ich weiß nicht, es ist ... etwas: eine Seinsart.

[67.1.21:] Jetzt, wo die Zellen bewußt geworden sind, fragen sie sich oft, wozu das alles dient: "Wie sollte es wirklich sein, was ist unsere Aufgabe, unsere Nützlichkeit, unsere Grundlage? Was ist die göttliche Seinsart? Welchen Unterschied wird es geben? ..." Dabei kommt eine sehr subtile Wahrnehmung einer Seinsart, die leuchtend, harmonisch sein wird. Diese Seinsart ist noch sehr schwer zu bestimmen, aber in dieser Suche bleibt eine beständige Wahrnehmung (die sich durch eine Vision ausdrückt) eines vielfarbigen Lichts -- in allen Farben, nicht im Sinne von Schichten, sondern wie eine Verbindung von Punkten in allen Farben: ein Tüpfeln. Das sehe ich jetzt ständig, im Zusammenhang mit allem, und das scheint zu sein, was man als "Wahrnehmung der wahren Materie" bezeichnen könnte ...

Da ist die alte, gewohnte Materie, wie sie durch die Wände unseres Goldfischglases gesehen wird, und dann die andere ... ohne Wand, ohne besondere Fisch- oder Menschenaugen: so, wie sie sich selber sieht, könnte man sagen. Aber "sehen" bedeutet noch ein äußeres Organ: so, wie sie selber lebt oder wie sie ist -- die wahre Materie. Diese Wahrnehmung wäre für die Physiker äußerst interessant.

... Alle nur möglichen Farben sind verbunden, ohne sich zu vermischen -- in leuchtenden Punkten verbunden. Alles besteht aus diesen Punkten. Das scheint die wahre Seinsart zu sein -- ganz sicher bin ich mir noch nicht, aber jedenfalls ist es eine sehr viel bewußtere Seinsart. Ich sehe das die ganze Zeit: mit offenen Augen, mit geschlossenen Augen, immer. Das gibt einen seltsamen Eindruck zugleich von Subtilität, fast von Durchdringlichkeit und einer Flexibilität der Form, einer beträchtlichen Verringerung der Starrheit der Formen. Als der Körper das zum ersten Mal im einen oder anderen Teil verspürte, hatte er selber das Gefühl ... Er fühlte sich etwas verloren, mit dem Eindruck, daß ihm etwas entgeht. Aber wenn man sich sehr ruhig verhält, wird das einfach durch eine Art Plastizität und einen fließenden Zustand ersetzt, der eine neue Seinsart der Zellen zu sein scheint. Wahrscheinlich ist es das, was materiell das physische Ego ersetzen soll. Aber der erste Kontakt ist verständlicherweise sehr ... überraschend. Der Augenblick des Übergangs von der einen Art zur anderen ist etwas schwierig. Das vollzieht sich sehr allmählich, aber trotzdem kommt ein Punkt, einige Sekunden, die man zumindest als "unerwartet" bezeichnen muß. Alle Gewohnheiten werden so aufgelöst, für alle Körperfunktionen geschieht es so: Kreislauf, Verdauung, Atmung, alle. Im Augenblick des Übergangs wird nicht das eine plötzlich durch das andere ersetzt, sondern es ist ein fließender Zustand zwischen beiden, der schwierig ist. Ich erkenne, daß der Körper und das ganze körperliche Bewußtsein sich jahrelang als Rettung in die alte Art zurückstürzte, um zu entkommen; jetzt ist erreicht worden, daß er es nicht mehr tut, daß er im Gegenteil akzeptiert: "Gut, wenn es die Auflösung bedeutet, dann ist es die Auflösung." Man hat das Gefühl, daß die ganze gewohnte Stabilität verschwindet ... Das große Abenteuer.

Man darf nicht zaghaft sein.

[66.1.22:] Verschiedene kleine Störungen treten auf, aber für das Bewußtsein sind sie deutlich als Transformationsstörungen erkenntlich. Etwas weiß sehr genau, daß die Störung kommt, um den Übergang von der gewöhnlichen automatischen Funktionsweise zur bewußten Funktionsweise unter der direkten Führung und dem direkten Einfluß des Höchsten ["das", der andere Zustand] zu bewerkstelligen. Und wenn der eine Punkt ein bestimmtes Transformationsstadium erreicht hat, schreitet man zum nächsten vor, und dann zu noch einem ... So ist nichts wirklich vollbracht, bis alles bereit ist. Es ist alles eine Frage der Veränderung der Gewohnheiten. Die gesamte jahrtausendealte automatische Gewohnheit muß in eine bewußte und direkt geführte Handlung verwandelt werden.

[67.4.22:] Das Schwierige ist stets der Übergang. Sobald die Erinnerung an die alte Methode, an die universelle Methode aller Menschenwesen zurückkehrt, wird es auf einmal -- das ist sehr sonderbar --, als könnte der Körper nichts mehr tun, als würde er tatsächlich ohnmächtig. Dann reagiert er sofort, und die andere Bewegung nimmt wieder die Oberhand.

[61.6.2:] Ein seltsames Gefühl überkam mich plötzlich: ich wußte nicht mehr, wie man eine Treppe hinaufgeht! Ich wußte nicht mehr, wie man es anstellt! Dasselbe überkam mich auch einmal beim Mittagessen: ich wußte nicht mehr, wie man ißt! Für die Außenwelt heißt das natürlich "in die Kindheit zurückfallen". Doch man muß alles loslassen, alles: alle Macht, alles Verständnis, alle Intelligenz, alles Wissen, absolut alles -- völlig inexistent werden. Das ist wichtig.

Solange man die Macht und das Wissen der alten Spezies bewahrt, kann man offensichtlich nicht zur neuen werden -- das ist die augenblickliche Mauer, die alte Wand des Goldfischglases.

[69.12.21:] Dieser arme Körper kann nichts sagen, weil er nichts weiß. Ihm wurde in eindeutiger Weise gezeigt, daß alles, was er während neunzig Jahren zu lernen glaubte, völlig wertlos ist und daß alles noch zu erlernen ist. Deshalb bleibt er so: guten Willens, aber gänzlich unwissend.

[70.4.18:] In manchen Augenblicken kann sich der Körper nicht einmal aufrecht halten, und zwar aus Gründen, die nicht ... Er unterliegt nicht mehr denselben Gesetzen, die uns aufrecht halten, deshalb ...

[67.9.30:] Die Übertragung findet statt. Heute morgen war es so, für alle Handlungen, alle Gesten, alle Bewegungen, die Haltung des Körpers, die Haltung der Zellen, für das gänzlich materielle Bewußtsein, für alles: die alte Methode war verschwunden. Es gab nur noch "das", etwas ... wie soll ich sagen? ... Etwas Ebenmäßiges. Es gab keine Stöße und kein Knirschen mehr, keine Schwierigkeiten. Alles folgte einem gleichen Rhythmus, etwas sehr Ebenmäßiges, das einen so sanften Eindruck gibt, aber von ungeheurer Macht, bis in die geringsten Dinge. Die Übertragung war stetig, ohne Vermengung, fast vier Stunden lang. Alle Dinge, die Körperpflege, die Nahrung, alles wird jetzt nicht mehr auf dieselbe Weise getan, ich weiß nicht, wie ich es erklären soll ... Keine Erinnerung mehr, keine Gewohnheiten mehr. Die Dinge werden nicht verrichtet, weil man lernte, sie so zu tun, sondern spontan, durch das Bewußtsein. Das bedeutet: die Erinnerung, das Gedächtnis, die Handlung wird ersetzt durch ... die neue Methode des Bewußtseins, das die Dinge genau im Augenblick weiß, wo sie getan werden müssen: "Dies ist zu tun." Es heißt nicht: "Ah, ich muß dorthin gehen", nein: in jeder Minute ist man dort, wo man zu sein hat, und wenn man dort ankommt, wo man zu sein hat: "Ah, es ist hier!"

Der Vogel auf dem Weg von den arktischen Schneefeldern zur Lagune in Ceylon "sucht" nicht, wohin er zu fliegen hat: in jeder Sekunde befindet er sich dort, wo er zu sein hat, weil ... weil die Weltkarte in ihm abläuft oder er sich in der direkten Geographie bewegt. Wir sagen "Instinkt", aber das ist unsere mentale Beschränktheit: der Instinkt der Welt ist, die Welt zu sein, gänzlich, ohne Trennwände.

Mutter setzt fort:

... Und man kann leicht verstehen, warum die Heiligen, die Weisen, all jene, die dauernd in dieser göttlichen Atmosphäre bleiben wollten, alles Materielle abschafften: sie waren nicht transformiert, und deshalb fielen sie immer in die alte Seinsweise zurück. Aber dieses materielle Leben zu transformieren, ist unvergleichlich überlegen, denn es verleiht eine außergewöhnliche Beständigkeit, Bewußtheit und realität: die Dinge werden zur wahren Sicht, zum wahren Bewußtsein, und sie werden so konkret, so reell [ja, die wahre Materie]. Nichts anderes kann diese Fülle geben. Entweichen, entfliehen, träumen, meditieren, in die höheren Bewußtseinswelten dringen, all das ist schön und gut, aber so ärmlich im Vergleich!

[68.5.4:] Die gesamte Grundlage, die eine körperliche Person ausmacht, ist verschwunden, weg! Mein Gedächtnis ist zum Beispiel vollkommen ausgelöscht worden ... Inzwischen bin ich das gewohnt, deshalb bleiben alle Zellen unbewegt, schweigend und ausschließlich dem Bewußtsein zugekehrt, wartend. Alles, was man tut, alles, was man weiß, basiert ja auf einer Art halbbewußter Erinnerung -- das ist jetzt weg. Nichts mehr da. Und es wurde ersetzt durch eine leuchtende Gegenwart und ... die Dinge sind da, man weiß nicht wie. Sie sind ohne Anstrengung da. Und es ist nur genau das da, was im gegebenen Augenblick notwendig ist. Da ist nicht mehr dieses ganze Gepäck, das man ständig mit sich schleppt: nur genau die Sache, die man benötigt.

[61.6.18:] In dem Augenblick, wo die Lösung kommen muß, kommt sie: sie kommt in Tatsachen, Taten, Bewegungen.

[69.2.5:] Da ist nicht mehr dieses ganze angesammelte Gerümpel des sogenannten Wissens. Es ist spontan, natürlich, überhaupt nicht ausgeklügelt, sondern äußerst einfach und fast kindlich in seiner Einfachheit.

[70.8.5:] Alle Unmöglichkeiten, all die "das-kann-nicht-sein", "das-kann-man-nicht-tun ...", all das wurde weggefegt.

[69.3.26:] Das Bewußtsein [des nächsten Zustands] arbeitet ständig, nicht als Fortsetzung des Vorangegangenen, sondern als Ergebnis dessen, was es in jedem augenblick wahrnimmt. In den Bewegungen des gewohnten Mentals handelt es sich immer um die Konsequenzen dessen, was man zuvor getan hat -- nicht hier: das Bewußtsein erkennt ständig, was zu tun ist; in jeder Sekunde folgt das Bewußtsein seiner eigenen Bewegung. Das ermöglicht alles! Genau das ermöglicht Wunder, Umwälzungen ... alles.

Wären der Tod, die Krankheiten, die physischen "Unmöglichkeiten", die "Gesetze", all diese Dinge etwa die Kristallisierung einer bestimmten falschen Erinnerung der falschen Materie -- der des Goldfischglases? Eine Gewohnheit, die im Kreis läuft.

[69.11.22:] Das Hindernis ist eine "konzentrische" Schwingung -- eine Art konzentrischer Schwingung, das heißt, anstatt in einer unendlichen Ewigkeit zu sein, betrachtet man die Dinge in Bezug auf sich selbst. Dort liegt das Hindernis, in dieser idiotischen Egozentrizität.

[62.1.12 und 4.6:] Es ist ein äußerst empfindlicher Mechanismus -- wahrscheinlich, weil er noch nicht geläufig geworden ist: eine winzige Bewegung, eine winzige mentale Vibration kann alles stören ... Das bedeutet, sobald die alte Verhaltensweise mit dem Körper hervortritt (man "will" dies oder jenes ...), hört alles auf. Einfach eine gewöhnliche Bewegung der gewöhnlichen Funktionsweise: sobald man aus Gewohnheit dort hineinrutscht, hört alles auf. Etwas Winziges -- das sind keine auffälligen Dinge, es ist ganz und gar unscheinbar. Dann muß man warten, bis dieser Mechanismus einwilligt, wieder aufzuhören. Wenn man "das" dann wieder einfangen kann, einige Sekunden darin bleiben kann, ist es wunderbar. Dann wird es wieder unterbrochen, und alles muß von vorne angefangen werden.

[62.11.27:] Es beginnt einem anderen Gesetz zu gehorchen. Man weiß zum Beispiel genau in jeder Minute, was zu tun oder zu sagen ist, was geschehen wird -- macht man die geringste Anstrengung oder Konzentration, um es zu wissen, so kommt es nicht. Ist man einfach in dieser inneren Unbewegtheit, dann kommt es für alle Einzelheiten des Lebens, genau im richtigen Augenblick: was gesagt werden muß, kommt; die nötigen Antworten sind da; die benötigte Person tritt ein. Es geschieht automatisch. In der mentalen Welt denkt man die Dinge, bevor man sie ausführt; hier ist das nicht so.

[70.4.18:] Man will zum Beispiel, daß ich etwas nicht sage. Anstatt über den Gedanken zu gehen: "Ich darf es nicht sagen" -- kann ich einfach nicht mehr sprechen! Die verschiedensten derartigen Dinge geschehen. Es ist eine direkte Funktionsweise.

[66.7.6:] Es führt immer darauf zurück: zu sein, ist das einzige, das Macht hat.

Die fühlende Sicht

Man kann sich ein spontanes, "automatisches", harmonisches Leben wie das der Tiere vorstellen -- das bedeutete bereits eine so ungeheure Veränderung für unsere Spezies mit all ihren Uhren, Ärzten, Telefonen, daß es unsere Vorstellungskraft ziemlich dehnt. Man kann sich auch vorstellen, daß man in jeder Sekunde die genaue auszuführende Geste weiß, das genaue Wort weiß, und alles weiß, was es über die Welt zu wissen gibt, wie der Vogel, der seine Lagune in siebentausend Kilometer Entfernung "weiß". Doch welche Handlungsmittel werden wir haben, außer uns vom weiten Rhythmus wiegen zu lassen? ... Unser Merkmal unter allen anderen Arten ist, die Welt ändern zu können. Das Tier kann es nicht -- wahrscheinlich weil es vollkommen harmonisch und glücklich in seiner Routine ist. Manchmal bedeutet unser Unglück auch unsere Macht. Und unser unglücklicher evolutionärer Umweg durch das mentale Goldfischglas -- in dem wir uns von allem abschnitten und von allem trennten, in dem wir alles erfinden mußten, um das näher zu holen, was wir von uns entfernten, alles mechanisieren mußten, um das fehlende einfache Organ zu ersetzen -- dient wahrscheinlich nicht nur dazu, uns individuell bewußt werden zu lassen, sondern uns gerade durch unser Unglück zu zwingen, die "Gesetze" zu überwinden (wir haben sie noch nicht überwunden, sondern lediglich umgangen, weil wir nicht ihren geheimen Mechanismus kennen, den "direkten Schlüssel", wie Mutter sagte), und uns letztlich zum wahren Mechanismus zu führen, dem Hebel zur Veränderung des biologischen Kreises -- was das Tier nicht kann -- und des Todes. Die ursprüngliche Kraft, die die Galaxien und die Zellen bildete, muß doch wohl die Macht haben, diese selben Zellen zu verändern und einen etwas vollständigeren und weniger zersetzenden Organismus aus ihnen zu machen.

Das neue "Handlungsorgan" ist sehr einfach, wie zu erwarten war. Keine neuen Kneifzangen oder Gehirnwindungen, sondern zu sein. Ein "Sein", das nichts mit Metaphysik zu tun hat, dafür aber alles mit der Physiologie und dem Bewußtsein der Zellen. Auch hier seien nur einige Kennzeichen der Entstehung dieses Organs angegeben:

[66.3.26:] Ich nehme zum Beispiel ein Blatt Papier in die Hand: ich sehe es so deutlich wie früher; dann kommt die alte Gewohnheit (der Gedanke oder die Erinnerung), daß ich eine Lupe brauche, um zu sehen: ich sehe nichts mehr! Wenn ich vergesse, daß es um sehen oder nicht sehen geht, kann ich meine Arbeit problemlos verrichten -- ohne zu bemerken, ob ich sehe oder nicht sehe! ... Bei allem ist es so.

Wieder ergreift uns die Tatsache dieser Erinnerung oder dieses Gedächtnisses, das einen blind oder krank oder sterbend macht -- dann verschwindet diese Erinnerung, und so gibt es das nicht mehr! Man sieht sehr deutlich, hat keinen Krebs mehr und stirbt ganz und gar nicht. Die nächste Spezies wird diejenige sein, die ihre Erinnerung an den Tod verliert.

Mutter sagte weiter:

... Anscheinend ist es inkohärent. Es muß von einem anderen Gesetz abhängen, das ich bis jetzt noch nicht kenne und von dem das Physische abhängt.

[66.3.9 und 11.30:] Die Wahrnehmung der inneren Wirklichkeit der Leute wurde unendlich genauer als früher. Sehe ich zum Beispiel ein Foto, ist es nicht mehr eine Frage, "durch" etwas zu sehen: ich sehe fast ausschließlich, was diese Person ist. Das "durch" verschwindet so weit, daß es manchmal überhaupt nicht mehr existiert: Das Foto wird vor meinen Augen lebendig, in drei Dimensionen, und der Kopf der Person tritt hervor! Das ist wirklich sonderbar, als wollte man mich lehren, auf eine andere Weise zu sehen.

Das bedeutet, man braucht gar keine Augen und Netzhäute, um zu sehen, kein "durch" was auch immer es sei. Als hätte die Evolution verschiedene Organe hervorgebracht, um durch ein bestimmtes Milieu zu sehen; dann zerspringt das Goldfischglas, und man steht mitten im Milieu des Ganzen mit dem einzigen Organ.

[65.6.2:] Diese Sichtweise ist sonderbar. Da ist immer eine Art Schleier zwischen mir und den Dingen [auf diesen "Schleier" werden wir noch zu sprechen kommen: wahrscheinlich ist er die zellulare Hürde, die uns vom anderen Zustand trennt]. Dann wird plötzlich ohne jeglichen erkennbaren Grund etwas deutlich, präzise, klar -- eine Minute später ist es wieder weg. Manchmal leuchtet ein Wort in einem Brief, manchmal ist es ein Gegenstand. Das ist eine andere Sichtweise: als beleuchtete das Licht die Gegenstände von innen anstatt von außen -- es ist kein reflektiertes Licht wie eine Kerze zum Beispiel, anstatt projiziert zu werden, tragen die Dinge ihr eigenes Licht in sich, das nicht abgestrahlt wird. Das wird immer häufiger, bleibt aber völlig unlogisch. Das heißt, ich begreife dessen Logik nicht. Aber die Genauigkeit dieser Sicht ist außerordentlich! Und sie wird begleitet vom vollen Verständnis der betrachteten Sache. Heute morgen im Badezimmer sah ich dieses Phänomen, als das Licht nicht eingeschaltet war: eine Flasche im Schrank wurde so hell, so ... mit einem inneren Leben! "Ah", sagte ich mir, "sieh an!" -- Eine Minute später war es vorbei. Offensichtlich ist das die Vorbereitung auf eine Sicht durch das innere Licht statt einer projizierten Beleuchtung. Das ist sehr ... oh, so warm, lebendig, intensiv, und von solcher Genauigkeit! Alles wird zugleich gesehen; nicht nur die Farben und die Form, sondern die Schwingungsart einer Flüssigkeit -- wunderbar!

Was ist dieses "innere Licht" in der Materie, in einer Flüssigkeit? -- Die wahre Materie? ... so wie sie ist, ohne entstellende Organe, ohne "durch".

[70.1.3:] Das Wissen wird in einer seltsamen Weise durch etwas ersetzt, das nichts mit dem Denken zu tun hat und immer weniger mit der Sicht, etwas Höheres, wie eine neue Wahrnehmung: man weiß. Das ist dem Denken weit überlegen und liegt höher als die Sicht. Es ist eine Art Wahrnehmung: es gibt keine Unterscheidung zwischen den Organen mehr. Ja, eine umfassende Wahrnehmung: zugleich Sicht, Gehörsinn, Wissen. Es ist eine neue Wahrnehmungsart. Damit weiß man. Es ersetzt das Wissen. [72.1.8:] Eine so viel wahrere Wahrnehmung, aber so neu, daß ich es nicht beschreiben kann.

[62.10.6:] Wenn ich die Menschen ansehe, sehe ich sie nicht, wie sie sich sehen: ich sehe sie mit der Schwingung all der Kräfte, die in ihnen sind und durch sie gehen. Aus diesem Grund ist meine physische Sicht dabei, nicht zu verschwinden, aber ihre Beschaffenheit zu ändern, denn die physischen Details der normalen physischen Sicht sind für mich lügenhaft! Das hindert mich aber nicht daran, physisch zu sehen. Versuche ich zum Beispiel, eine Nadel einzufädeln, wenn ich hinsehe, ist es fast unmöglich; ist es aber wirklich nötig, daß ich sie einfädele, so fädelt sie sich von selber ein! Das ist nicht mein Tun: ich halte die Nadel, und ich halte den Faden, mehr nicht. Ich glaube, wenn dieser Zustand sich vervollkommnet, wird man alles mit dem anderen mittel tun können, das nicht von den äußeren Sinnen abhängt. Das wird selbstverständlich der Anfang einer supramentalen Ausdrucksweise sein, denn es ist wie ein inneres Wissen, das die Dinge macht.

Vielleicht dasselbe innere Wissen, das die ganze Welt und alle Arten "macht": ein inneres Wissen im Herzen jeder Zelle und jedes Atoms? Das Heliumatom kennt seine beiden Elektronen haargenau.

Ich fragte Mutter:

(Frage:) Würde eine "Seherin" die Dinge so sehen?

Ganz und gar nicht! Das ist nicht wie all die Visionen, die ich hatte. Es ist keine "Vision"! Ich kann nicht einmal sagen, es wäre ein Bild: es ist ein Wissen. Ich kann es nicht einmal als "Wissen" bezeichnen: es ist alles zugleich und enthält seine eigene Wahrheit.

[63.8.31:] Das Gefühl der "Konkretheit" verschwindet immer mehr, wie etwas, das sehr weit in einer unwirklichen Vergangenheit zurückliegt. Diese harte und leblose "Konkretheit" [das heißt unsere menschliche Wahrnehmung der Materie] wird ersetzt durch etwas sehr Einfaches, sehr Umfassendes (weil alle Sinne zugleich arbeiten) und mit allem sehr intimem. Früher war jedes Ding getrennt, geteilt, ohne Verbindung mit den anderen Dingen, und es war sehr oberflächlich, wie eine Nadelspitze. Jetzt ist es überhaupt nicht mehr so. Es gibt mir vor allem dieses Gefühl der Intimität, das heißt es gibt keine Entfernung, keinen Unterschied, nicht "etwas, das sieht" und "etwas, das gesehen wird", dennoch enthält es auch das, was der Sicht, dem Gehör-, Tast-, Geschmacks- und Geruchssinn entspricht -- alle Sinne ... Nur die alten Gewohnheiten verhindern, daß es vollkommen funktioniert. Könnte man sich gehen lassen, ohne "deutlich sehen" oder "richtig hören" zu wollen, so hätte man die andere Wahrnehmung, die sehr viel wahrer ist ... Es macht stets den Eindruck von etwas ohne Stöße, ohne Kanten, ohne Komplikationen, als könnte man sich nicht mehr stoßen, nicht mehr ... Das ist überaus interessant.

[72.1.12:] Wenn das kommt, ist es nicht in Gedanken, nein: es ist, als badete ich darin und ... Ich weiß nicht ... nicht etwas, das ich "sehe" -- etwas, das mir fremd wäre, und das ich sähe --, sondern ... auf einmal bin ich das. Dann gibt es kein "ich" und "du" mehr, kein ... Ich finde keine Worte, diese Erfahrungen zu beschreiben. In gewisser Weise habe ich das Gedächtnis verloren, aber ich spüre, daß es absichtlich ist, daß meine Sicht der Dinge viel weniger spontan und aufrichtig wäre, wenn ich mich erinnerte. So ist es jedesmal wie eine neue Offenbarung, und nie auf die gleiche Weise. Das ist es: man wird die Sache -- man wird sie. Man "sieht" sie nicht, sie wird nicht betrachtet oder verstanden oder gewußt, sondern ... man ist sie.

[66.5.14:] Was uns hier erreicht [was unsere Retina in der Materie sieht, die wir als "falsche" Materie bezeichnen könnten], was wir beschreiben, ist so brutal, grob, unverfeinert, wie eine schlecht behauene Statue -- grob, rauh, übertrieben --, und die Entstellung stammt vom Gefühl der Trennung des Egos. Dort hingegen, ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, dort ist alles eins, eine einzige Sache, die alle möglichen Formen annimmt, aber nicht mit einem Zentrum für das Fühlen und einem anderen für die Sicht und einem weiteren für das Verständnis; nein: alles ist eine Substanz von unbeschreiblicher Geschmeidigkeit, die sich allen Bewegungen und Geschehnissen ohne Trennungen anpaßt. Hinterher läßt euch das mehrere Stunden in einem Zustand, wo man wieder in dieser Welt ist [der unseren], ohne wirklich hier zu sein. Denn ... ich fühle die Dinge nicht so, wie alle anderen sie fühlen. Es ist etwas sehr Sonderbares.

Genau so wäre die Vision des physischen Kontinuums!

[68.6.8:] Jetzt sehe ich ... Das wäre wie eine Einheit, eine Einheit aus unzähligen -- Billionen -- unzähligen leuchtenden Punkten. Ein einziges Bewußtsein, das aus unzähligen leuchtenden Punkten besteht, die sich alle ihrer selbst bewußt sind. Es ist aber nicht die Summe von all dem! Es ist keine Summe sondern eine Einheit. Aber eine unzählige Einheit. Allein durch das Aussprechen der Worte wird es idiotisch!

[64.8.26:] Alles wird ein lebendiges Bewußtsein, jedes Ding strahlt sein eigenes Bewußtsein aus und existiert dadurch. Man weiß zum Beispiel genau in der Sekunde, daß die Uhr schlagen wird, daß jemand eintreten oder sich bewegen wird ... Dies sind keine mentalen Dinge, die der Mechanik angehören, aber dennoch sind es alles Bewußtseinsphänomene: die Dinge leben und lassen euch wissen, wo sie sind. Eine ganze Welt mikroskopischer Phänomene, die eine andere Lebensweise darstellen, scheint das Resultat des Bewußtseins zu sein -- ohne das, was wir als "Wissen" bezeichnen. Manchmal höre ich zum Beispiel Leute über dieses oder jenes reden, und sie sagen: "So und so wird es sein ..." Da kommt augenblicklich etwas wie eine fühlende Sicht (wie das erklären?) ... Es gleicht dem Tastsinn und der Sicht, ist aber weder das eine noch das andere, sondern beides zusammen: es ist die Sache, so wie sie ist, es ist das. In diesem Bewußtsein ist das mentale Element abwesend. Und es ist so hell, von solcher Genauigkeit bis ins kleinste Detail! Wie ein unmittelbarer Kontakt mit der Sache, so wie sie ist. Das ist eine andere Lebensweise.

[63.11.4:] Alles wird so, als wäre es zum ersten Mal gesehen, unter völlig anderen Aspekten -- absolut alles: die Charakterzüge der Menschen, die Umstände, sogar die Bewegung der Erde und der Sterne. Alles wurde völlig neu und ... unerwartet, in dem Sinn, daß die mentale menschliche Sicht gänzlich verschwunden ist! So sind die Dinge viel besser!

(Frage:) Aber ist das die Sicht einer "anderen Welt"?Diese neue Sicht der Dinge ... bedeutet nicht, die Materie zu verlassen, um die Welt anders zu sehen (das geschah schon seit langer Zeit, alle Weisen und Seher taten das, es ist nichts Neues und nichts Wunderbares), nein: die materie betrachtet sich selber in einer neuen Weise, das ist das Interessante! -- Sie betrachtet die ganze Angelegenheit unter einem völlig anderen Licht.

Der große Körper

Den sichtbaren und sogar den tastenden Aspekt dieses neuen Organs und das direkte Wissen, das es ermöglicht, können wir uns noch vorstellen, aber trotzdem kommen wir nicht umhin zu denken, es handele sich um eine etwas exzentrische Dame, die in ihrem Sessel sitzt und mit einer seltsamen und noch dazu fühlenden Tele-Vision das "Ferne" sieht oder berührt. Damit verkennen wir aber die Realität des Phänomens. Es gibt keine "Ferne", und diese Dame ist vollkommen exzentrisch! Die elektromagnetischen Wellen sitzen genauso wenig in einem Sessel (oder genauso sehr), wie die Atome unserer Moleküle von ihren kleinen Nachbaratomen getrennt sind, außer durch eine provisorische binokulare optische Täuschung -- die große trennende Täuschung, in der wir alle leben. Es ließe sich höchstens sagen, daß ein beliebiges oder praktisches Zentrum eine unzählige Erfahrung (oder ein unzähliges Dasein) in einen bestimmten Sessel in Pondicherry bringt. Das Zentrum löst sich nicht auf, weil es ja weiter seinen Aufgaben nachgeht, lacht und uns in seinem vollkommen physiologischen Körper seine Geschichten erzählt, doch dieses Zentrum kann auch vorübergehend überall anders sein, je nach den Erfordernissen der Handlung -- wirklich dort sein: nicht in Gedanken oder in Visionen oder sonst irgendeinem "Tele", sondern physiologisch und atomar (sowie auf einige andere Weisen dazu). So erklärt sich die Handlungsweise des supramentalen Wesens oder unserer nächsten Art. Das supramentale Wesen ist zuallererst ein handelndes Wesen, in höchster und direktester Weise handelnd, ansteckend, könnte man sagen. Das ist keineswegs ein Super-Theater, an dem es sich in seinem Sessel amüsiert (und man muß schon sagen, daß das Theater unter den gegenwärtigen Bedingungen ganz und gar nicht komisch ist, es ist sogar ziemlich schmerzlich), sondern eine unmittelbare und transformierende Super-Handlung: Was man im eigenen Körper tut, tut man nämlich im Körper der gesamten Welt wie bei sich selbst, weil man doch dieser Körper wie jener Körper und unzählige Körper ist (und nicht nur die Körper).

Am besten verfolgen wir das Phänomen in Mutters Körper, mit all ihren tastenden Versuchen. Die Erklärungen kommen später -- zuerst ist es immer sonderbar.

Hier ein erster Ausruf:

[63.7.10:] Damit sich all dies ändert, erfordert es eine direkte Macht! Es erfordert eine Macht, die das unmittelbare Gefühl bringt: von Zelle zu Zelle -- Schwingungen derselben Beschaffenheit.

Die Antwort kam mit Brutalität: ein Gehirnschlag ... im Körper eines "anderen".

[63.4.6:] Ich habe das Bewußtsein meines Körpers, aber nicht das (Mutter berührt ihren Körper), sondern das Bewußtsein des Körpers -- es kann der Körper jeder beliebigen Person sein! Ich habe das Bewußtsein der Vibrationen der Störung, die meistens als Suggestionen von Störungen kommen: zum Beispiel die Suggestion einer Hämorrhagie. Das Körperbewußtsein weist sie zurück. Dann beginnt die Schlacht (all das ganz unten, in den Zellen und im materiellen Bewußtsein) zwischen dem, was man als den "Willen der Hämorrhagie" bezeichnen könnte, und der Reaktion der Körperzellen. Das ist wirklich wie eine richtige Schlacht, ein wahrer Kampf. Doch plötzlich wird der Körper von einer starken Entschiedenheit eingenommen und ergreift die Führung; das hat dann seine Wirkung, und allmählich kehrt alles in seine Ordnung zurück. All dies geschieht im materiellen Bewußtsein. Der Körper verspürt all die physischen Empfindungen, aber ohne die Hämorrhagie selber zu haben; er hat aber sämtliche Empfindungen der Sinnesorgane. Nachdem die Schlacht dann vorüber ist, betrachte ich all das, sehe meinen Körper (der ziemlich mitgenommen war) und sage mir: "Was kann das wohl alles bedeuten? ..." Einige Tage später erhalte ich einen Brief von jemandem: die ganze Geschichte des Angriffs, der Blutung, und plötzlich von einem ungeheuren Willen ergriffen zu werden und dieselben Worte zu hören, die ich hier aussprach. Und die Wirkung: geheilt, gerettet. Ich erinnerte mich an mein Erlebnis (!). Damit begann ich zu verstehen, daß mein Körper überall ist! Dabei geht es nicht nur um diese Zellen: es sind die Zellen in Hunderten, vielleicht Tausenden von Leuten ... Es ist der Körper! Das ist so schwer, den Leuten begreiflich zu machen. Es ist der Körper -- dieser Körper ist nicht mehr mein Körper als die anderen. Da wird er ständig von solchen Dingen erfaßt -- die ganze Zeit fällt es von allen Seiten über ihn her.

[71.2.24:] Es ist völlig vom Zentrum abgekommen ...

[68.7.20:] Ich weiß nicht wieviele Male am Tag mir das passiert: plötzlich das Bewußtsein einer Störung, eines Schmerzes oder Leidens irgendwo -- irgendwo hier (Mutter deutet auf ihren eigenen Körper), aber wie in einem unermeßlichen Körper, an einer Stelle. Etwas später erfahre ich dann, daß diese oder jene Person diesen oder jenen Schmerz hatte ... der als Teil dieses unermeßlichen Körpers empfunden wurde!

[70.1.28:] Die Nacht war ziemlich sonderbar ... Der Körper, das Körperbewußtsein war das Bewußtsein eines sterbenden Körpers, aber gleichzeitig mit dem vollen Wissen, daß er nicht starb! Doch es war das Bewußtsein eines sterbenden Körpers, mit all seinen Ängsten, Leiden, all dem, aber das Bewußtsein, daß es nicht dies war (Mutters Körper), das starb. Das dauerte lange an, die ganze Nacht. Später erfuhr ich, daß X am frühen Morgen gestorben war. Da verstand ich ...

So konnte Mutter auch allmählich den Mechanismus und den Schlüssel des Todes berühren. Geht es nämlich um die Transformation der Materie, so ist der Tod gewiß eines der ersten zu transformierenden Dinge. Dieser Schlüssel ist der Schlüssel zu allem anderen. Es könnte durchaus der Schlüssel des Goldfischglases sein.

Die Erfahrung setzte sich fort:

[61.7.18:] Von außen kommt eine Flut über mich! Eine solche Mischung! Es kommt von allen Seiten, von allen Leuten, nicht nur hier, sondern von weit weg auf der Erde und manchmal von ferner Zeit -- weit in der Vergangenheit: vergangene Dinge kommen, um eingeordnet und an ihren Platz gestellt zu werden. Das ist eine ständige Arbeit und ... Es ist, als bekäme man die ganze Zeit eine neue Krankheit, die es zu heilen gilt.

[68.10.26:] Unzählige Erfahrungen -- Dutzende jeden Tag -- zeigen mir, daß die Identifizierung oder Vereinigung mit den anderen Körpern bewirkt, daß man das Elend des einen und des anderen spürt ... Es ist eine tatsache. Es wird nicht empfunden, als wäre es in einem anderen Körper, sondern wie im eigenen Körper. Damit wird es jetzt schwierig, den Unterschied zu spüren. So beklagt er sich nicht über sein eigenes Elend, sondern alles ist sein Elend!

[63.9.28:] Dieses allgemeine Elend und Leiden wird beinahe unerträglich, wie eine scharfe Bedrängnis -- sicherlich ist es eine Notwendigkeit, um das zu überwinden. Zu überwinden bedeutet, es zu heilen, zu ändern -- nicht zu fliehen. Ich mag Flüchte nicht. Das war mein großer Einwand gegen die Buddhisten: all ihre Anweisungen dienen nur dazu, euch die Flucht zu ermöglichen -- das ist nicht hübsch. Aber ändern, das ja.

Die tödliche Funktionsweise dieser Materie ändern.

Auch beschränkt sich das Phänomen der Identifizierung oder Vereinigung nicht auf die lebendigen Menschenwesen, es umfaßt genauso die Lebensumstände und "mechanischen" Ereignisse -- tatsächlich umfaßt es alles.

[66.9.17:] Eine neue Tätigkeit ist eingetreten. Ich bin dabei ... ich erwische mich dabei, etwas zu tun, um genau zu sein; ich spreche mit Leuten, die ich meistens nicht kenne, und beschreibe ihnen eine Szene: Sie können dieses oder jenes tun, was dies oder das bewirken wird. Das sind wie Szenen in Büchern oder im Kino. Später im Laufe des Tages oder am Tag darauf erzählt mir dann jemand: "Ich erhielt eine Botschaft von Ihnen, und Sie trugen mir auf, soundso zu schreiben und ihm dies und das zu sagen!" Ich tue das überhaupt nicht mental: ich lebe -- lebe die Szene oder erzähle sie, und jemand anders empfängt das (ich denke überhaupt nicht an ihn!). Das passiert hier, in Frankreich, in Amerika, überall. Es wird lustig ... Jemand schreibt mir: "Sie sagten mir dies", und es war eine meiner "Szenen"! Eine der Szenen, die ich erlebte -- nicht erlebte: zugleich erlebte und erzeugte. Ich kann das nicht erklären. Es ist wie eine gestaltende Arbeit. Da sind auch Geschichten über Länder, Regierungen; dort kenne ich das Ergebnis nicht -- vielleicht werden wir es später erfahren. In diesen Tätigkeiten habe ich alle möglichen Kenntnisse, die ich nicht habe! Manchmal sogar medizinische oder technische Kenntnisse, die ich überhaupt nicht habe! Dort habe ich sie, weil ich sage: "So und so muß es gemacht werden." Das ist recht amüsant.

[64.1.15:] Das geschieht am hellichten tag, nicht wenn ich schlafe. Diese Geschichte [eine der unzähligen Geschichten] passierte, als ich gerade gebadet hatte! Plötzlich kommt etwas und ergreift mich. Dann ist es wie ein Leben, in das ich eintrete, bis etwas getan wurde -- eine Handlung --, und sobald die Handlung vollbracht ist, verschwindet es, ohne Spuren zu hinterlassen.

[71.7.17-21:] Diese Geschichte mit Amerika und China [geheimer Besuch Kissingers in China] und alle möglichen solche Dinge kamen auf diese Weise ... Sonderbar. Eine Art Universalisierung. Wie das erklären? ... Es ist, als wäre ich die Umstände, die Leute, die Worte geworden ... Der Körper wird immer bewußter, aber überhaupt nicht auf mentale Art, sondern ... wie erlebte Dinge. Ich kann es nicht erklären.

[66.11.19:] Das sind keine Worte, keine Gedanken; es ist etwas vollkommen Konkretes, das wie auf einem Bildschirm erscheint. Dieser Bildschirm ist im innern meines Bewußtseins: nicht außerhalb, sondern im Innern. So kommen mir die Dinge. Wäre ich in einem oberflächlichen Bewußtsein, würde ich sagen: "Wieso denke ich an das?" Aber ich "denke" nicht daran, es ist kein Gedanke, sondern ... ein Leben, das sich bildet (Geste des Gestaltens). Das ist sehr interessant. Es reicht von den kleinsten Dingen bis zu den größten: Orkane, Erdbeben, Revolutionen, all das, und auch die winzigen Dinge, unscheinbare Lebensumstände wie eine Geldsumme, die man mir stiftet, oder ein Geschenk, winzige Dinge ohne scheinbare Bedeutung: alles zeigt sich mit demselben Wert! Es gibt nichts "Großes" und "Kleines", "Bedeutendes" und "Unbedeutendes". Das ist ständig so. Sonderbar. Fast ... eine Erinnerung im voraus.

[71.11.17:] Es ist als hätte das Bewußtsein nicht mehr dieselbe Stellung gegenüber den Dingen, deshalb erscheinen sie mir völlig anders. Das menschliche Bewußtsein, selbst wenn es die offensten Ideen hat, steht immer im Zentrum, und die Dinge existieren in Bezug auf ein Zentrum: Im menschlichen Bewußtsein befindet man sich in einem Punkt, und alle Dinge existieren in ihrer Beziehung zu diesem Punkt des Bewußtseins. Doch jetzt gibt es diesen Punkt nicht mehr! Das heißt, daß die Dinge als solche existieren. Mein Bewußtsein ist in den Dingen, es ist nicht etwas, das "empfängt" ... [70.8.5:] Ich habe fast den Eindruck, mich in euch zu bewegen, als täte ich es von innen her. Ich spüre die Grenzen meines Körpers nicht mehr ... Wie kann ich das erklären? Ja, es ist beinahe, als wäre es fließend geworden. Es ist nicht wie eine Person, die sich vergrößert hätte, um die anderen in sich aufzunehmen, nein: eine Kraft oder ein Bewußtsein hat sich auf die Dinge verteilt. Ich spüre keine Grenzen: das Gefühl, überall verteilt zu sein, sogar physisch.

Die supramentale Ansteckung

Damit wird der Schlüssel der supramentalen Wirkung erkenntlich. Vielleicht sollte man lieber von einer Ansteckung als von Wirkung reden: wahrlich eine Macht "von Zelle zu Zelle".

[63.7.20:] Ich empfinde eine Art Gewißheit, sagte Mutter, als sie noch am Anfang ihrer Arbeit an den Zellen stand und den Durchgang durch die zellulare Barriere suchte, daß nach der Vollendung dieser unscheinbaren Arbeit das Ergebnis beinahe überwältigend sein wird. Alles Wirken der Macht durch das Mental wird nämlich verdünnt, vermindert, angepaßt, verändert -- und was kommt dann unten an? Wenn es hingegen durch diese Materie geschehen wird, muß es offensichtlich ungeheuer sein.

[63.7.10:] Wenn diese winzige Arbeit, sozusagen der "lokalen" [zellularen] Transformation vollbracht ist, mit dem vollen Bewußtsein in der vollen Beherrschung der Art, wie die Kraft ohne äußere Eingriffe wirken kann ... dann ist es wie ein chemisches Experiment, das man gründlich gelernt hat: man kann es nach Belieben wiederholen, wann immer es nötig ist.

[61.2.11:] (Frage:) Wie kann deine Arbeit am Körper auf die Körpersubstanz außerhalb von dir wirken?

Stets auf dieselbe Weise: weil die Schwingung sich ausbreitet. Das ist eine Frage der Ansteckung. Die spirituellen Schwingungen sind ansteckend, das ist offensichtlich. Mentale Vibrationen sind ansteckend, und zu einem gewissen Grad auch vitale Vibrationen (nicht gerade in ihrer hübschen Seite, aber der Zorn eines Menschen breitet sich eindeutig sehr leicht aus). Desgleichen muß die Vibration der Zellen ansteckend sein ... Zum Beispiel, jedesmal, wenn ich etwas überwinden konnte, also die wahre Lösung einer "Krankheit" oder Störung fand -- die wahre Lösung, das heißt die Schwingung, die das Übel auflöst oder die einen wieder gesund macht --, dann konnte ich immer sehr leicht das Gleiche in anderen Leuten heilen: durch die Ausstrahlung eben dieser Schwingung. So funktioniert das. Weil alle Substanz eins ist. Alles ist eins, verstehst du -- das vergessen wir immer! Wir haben immer das Gefühl der Trennung -- das ist eine vollkommene Lüge. [61.4.25:] Das ist wie ein Anschein, den man über etwas geklebt hat. Aber das stimmt nicht. Selbst in der materiellsten Materie, selbst in einem Stein -- selbst in einem Stein --, sobald man sein Bewußtsein ändert, verschwindet die Trennung vollkommen. Das sind nur ... (wie soll ich sagen?) verschiedene Konzentrationsarten oder Schwingungsarten innerhalb der gleichen sache.

[64.3.7:] X befand sich in einer sehr extremen Gemütsverfassung, da begegneten sich unsere Blicke. Stell dir vor: eine so heftige Gefühlsregung ging von ihm auf mich über, daß ich beinahe anfing zu schluchzen! Diese Identifikation mit der Welt findet immer dort, in der niederen Bauchgegend statt ... Augenblicklich gebot ich Xs Vibrationen Einhalt (dazu brauchte ich einige Minuten), dann trat alles wieder in Ordnung. Dadurch begriff ich, daß diese Ansteckung als ein Handlungsmittel erhalten blieb -- für den Körper ist das nicht sehr angenehm! ... Wenn ich die Ordnung hier wiederherstelle (in der Bauchgegend), kehrt auch im anderen die Ordnung zurück.

[63.12.11:] Wenn die Erfahrung [des anderen Zustands] kommt, ist sie ziemlich umfassend: "das" fließt im Blut, schwingt in den Nerven, lebt in den Zellen und überall; es sind nicht nur die Zellen dieses Körpers: ich fühle, daß viel Blut, viele Zellen, viele Nerven daran teilnehmen. Das bedeutet, daß das zentrale Bewußtsein des Individuums es nicht immer weiß, der Einzelne weiß es nicht (er hat eine außerordentliche Erfahrung, weiß aber nicht, was es ist), die Zellen hingegen wissen es, aber sie können es nicht aussprechen. Es gibt stufen des Bewußtseins, und hier (Mutters Körper) scheint ein bewußteres Zentrum zu sein, das ist alles. Ansonsten ...

Die Erfahrung wurde immer präziser, universeller:

[68.6.18:] Seltsam, ich verfolge eine Bewegung ... dann verschwinde ich [in der "Wellenbewegung"]. Das kommt in jedem beliebigen Augenblick. Zum Beispiel wenn ich esse: mitten beim Essen geschieht etwas, ich folge der Bewegung und verharre mit dem Löffel in der Luft. Dann sehe ich all die Leute, die warten!

(Frage:) Seit mehreren Monaten fiel mir das auf: der Eindruck einer Entfernung.

Nein! Ich bin drinnen, viel mehr drinnen als früher. Nicht hier "drinnen" (Mutter deutet auf ihren Körper), sondern in allen Dingen. Wenn ich so abwesend bin, ist es stets ... als gestaltete ich Schwingungen. Später erfahre ich dann, daß jemandem etwas zustieß: etwas wurde verdreht, deshalb arbeitet man, um es wieder zu richten, um das Licht, die richtige Schwingung wiederzubringen.

[64.9.26:] Ich rede hier von den Körperzellen, aber für die äußeren Geschehnisse ist es dasselbe, bis zu den Weltereignissen. Sogar bei Erdbeben, Vulkanausbrüchen und dergleichen ist es bemerkenswert. Die gesamte Erde scheint wie der Körper zu sein.

[60.7.23:] Es ist immer mehr ein allgemeiner Yoga -- die gesamte Erde. Das ist Tag und Nacht so, wenn ich gehe und wenn ich spreche und wenn ich esse: als nähme man den Teig und ließe ihn aufgehen.

Manchmal wurde die Erfahrung vollkommen klar, und eines Morgens rief Mutter aus:

[61.12.23:] Es war die Erkenntnis der Macht, diese Macht, die von dem rührt, was für das höchste Bewußtsein die Liebe ist [der andere Zustand] ... Ungeheuer! Und sie gab mir eines zu verstehen: daß der Zustand, in den man mich versetzte, dazu diente, diese Macht zu erlangen, die von einer Vereinigung mit allen materiellen Dingen stammt ... Da sah ich diese Macht aus einer methodischen, geordneten Sicht: nicht etwas Zufälliges oder Sporadisches wie bei einem Medium, sondern eine organisation der materie. Dann ... kam das Verständnis: "Aber damit hat man die Macht, jedes Ding an seinen Platz zu setzen!" ... Wenn man nur genügend universell ist. Das ist ungeheuer! Das hat die Macht, alles zu ändern, und wie!! Man ist ganz einfach "Das" -- eins, eine Schwingung von "Dem". Das heißt man ist das, folglich tut man das. Dies ist der Schlüssel!

[58.2.26:] Ein direkter Schlüssel, der keine komplizierte Wissenschaft braucht, um sich auszudrücken ...

Man könnte sagen, daß unser ganzes mentales Reich -- sogar das animalische in seiner Gesamtheit -- eine indirekte Beherrschung ist, die der Mechanismen: von der Spitzmaus, die mit ihren Zähnen eine Liane knabbert, bis zu den Physikern, die in Zyklotronen Atome zerschlagen. Zahllose, immer kompliziertere Mechanismen von Flimmerhaaren über Flügel und Flossen bis zum Düsentriebwerk und Telefax. Eine ungeheure Künstlichkeit. Als hätte die Evolution, das heißt eine bestimmte Kraft (man kann nicht von Kraft reden ohne Bewußtsein, sei es das Bewußtsein des Wasserstoffkerns, sein einziges Elektron einzufangen), sich mit immer fähigeren und ausgeklügelteren Mechanismen oder Organen ausgestattet, um schließlich diesen evolutionären Punkt am Kreuzweg der Zeitalter zu erreichen, wo sich der Mechanismus seiner Antriebskraft bewußt wird und, nachdem er sich nun endlos in unzählige Körper zerteilt hat, die ganze Einheit seiner galaktischen oder zellularen Substanz wiederfindet und direkt auf seine Substanz, seine Atomkerne, seine Zellen einwirken kann wie auf die universelle Materie. Nach dem Reich des Minerals, der Pflanze und des Tiers, ein nächstes Reich: das direkte. Eine Umgestaltung der Materie durch die eigentliche Kraft der Materie und durch das eigentliche Bewußtsein, das im Atom und in jeder Zelle wohnt. Aber man muß dorthin gelangen, auf diese atomare und zellulare Ebene, anstatt in himmlische oder nirvanische Weiten aufzusteigen; man muß die Wand durchbrechen, die uns von unserem nächsten, umfassenden "Milieu" abtrennt -- von unserer nächsten globalen Spezies --, wie eines Tages das Mineral die Mauer seiner Starrheit durchbrach. Was am Anfang der Evolution stand, wird am Ende wiedergefunden: die Macht findet ihre Macht wieder und das Unbewußte sein vergrabenes Bewußtsein.

"Die Erlösung ist physisch", sagte Mutter.

[68.12.11:] Der Körper ist etwas sehr Einfaches und Kindliches, und er hat diese Erfahrung in so zwingender Weise, er braucht nicht zu "suchen": es ist da. Dann fragt er sich, warum die Menschen das nicht von Anfang an wußten? Er fragt sich: "Warum, warum suchten sie alle möglichen Dinge -- Religionen, Götter ... alles mögliche --, wo es doch so einfach ist!" Für ihn ist es so einfach, so offensichtlich.

[64.10.30:] All die mentalen Konstruktionen, die die Menschen auf der Erde zu leben und zu verwirklichen suchten, treten von allen Seiten an mich heran: alle großen Schulen, die großen Ideen, die großen Verwirklichungen ... dann die Religionen, die liegen noch tiefer; all das, oh, wie kindisch das doch ist! Dabei herrscht eine Gewißheit in der Tiefe der Materie, daß dort die Lösung zu finden ist. Oh, wie viel Lärm, wie ihr es doch vergeblich versuchtet! -- Geht dort hinab, tief genug, bleibt ruhig genug, dann wird "das" sein. Ihr könnt es nicht verstehen, es braucht nur zu sein.

[61.2.18:] (Frage:) Aber warum muß man denn hinabsteigen? Kann man nicht von oben auf die Materie agieren?

Von oben agieren, mein Kind, seit mehr als dreißig Jahren agiere ich von oben! Aber das ändert gar nichts! Das transformiert nicht. Transformieren heißt transformieren. Aber für die Transformation muß man in den Körper hinabsteigen, und das ist schrecklich ... Sonst würde es nie transformiert werden, es würde bleiben, wie es ist. Man kann sich sogar den Schein geben, Übermensch zu sein! Aber es bleibt in der Luft, das ist nicht die nächste Schöpfung, es ist nicht die nächste Stufe der irdischen Evolution.

[62.5.24:] Diese Einstellungen -- die spirituelle und die materialistische Einstellung, wenn man so will --, die sich für ausschließlich hielten (ausschließlich und einzigartig, womit sie die Bedeutung der jeweils anderen vom Standpunkt der Wahrheit verneinten), sie sind unzureichend. Nicht nur, weil sie die andere nicht zulassen, sondern weil es für die Lösung des Problems nicht genügt, beide zuzulassen und zu vereinen. Es ist etwas anderes -- eine dritte Position, die nicht die Folge dieser beiden ist, sondern etwas, das es zu entdecken gilt und das wahrscheinlich das Tor des totalen Wissens öffnen wird. Dieses "Etwas" suchen wir. Vielleicht suchen wir es nicht nur, sondern bilden es.

Eine neue physiologische Stellung in der Materie. Keine philosophische Stellung mehr mit ihrem angeblichen Materialismus und Spiritualismus, die nur die Vorder- und Kehrseite derselben falschen Sicht der Materie sind, sondern eine Stellung des Körpers, im Körper, die sämtliche Gesetze des alten "Bezugssystems" verändern wird.

Eine neue Seinsart in der Materie, die die Materie durch ihre eigene Macht umgestalten und schließlich den Tod verändern wird -- denn der Tod war nur die Kehrseite dieses "Lebens", so wie die andere Seite des Goldfischglases nicht das Ende des Fisches sondern der Anfang einer neuen Lebensform in der Materie war.

Dann, in ferner Zukunft, beginnen wir die Handlungsweise des supramentalen Wesens erahnen zu können: wie es die Materie handhaben wird.

[58.2.3 und 2.19:] Wenn eine Veränderung vollzogen werden soll, geschieht das nicht durch ein künstliches äußeres Mittel, sondern durch ein inneres Wirken, ein wirken des bewußtseins, das der Substanz die Form oder Erscheinung gibt. Das Leben gestaltet seine eigenen Formen ... Die Unsinnigkeit hier, das sind alle die künstlichen Mittel, derer man sich bedienen muß: Irgendein Schwachsinniger hat mehr Macht, wenn er mehr Mittel besitzt, um die nötigen Künstlichkeiten zu erwerben. Hingegen in der supramentalen Welt hat der Wille um so mehr Macht über die Substanz, je bewußter man ist und je mehr man in Beziehung mit der Wahrheit der Dinge steht. Die Autorität ist eine wahre Autorität. Wenn ihr ein Kleid haben wollt, müßt ihr die Kraft haben, es zu formen, eine wahre Kraft. Habt ihr diese Kraft nicht, nun, dann bleibt ihr nackt. Da gibt es kein künstliches Mittel, um den Mangel an Kraft zu ersetzen. Hier ist Autorität nicht einmal unter einer Million der Ausdruck von etwas Wahrem. Alles ist ungeheuer dumm.

Oh, wie wahr!

Das supramentale Bewußtsein gibt der Materie Form; es gestaltet die Materie durch die Ausstrahlung der entsprechenden Schwingung, wie wir heute die Gedanken durch das Wort gestalten.

Wie gelangen wir jetzt dorthin? Was ist der Vorgang?